Der August ist der Sternschnuppen-Monat schlechthin

Nach der Mondfinsternis die Laurentius-Tränen

Im August ist was los am Himmel. Nachtschwärmer können Hunderte von Sternschnuppen beobachten. Denn die Erde kreuzt wieder die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle – und der verliert ständig winzig kleine Staubteilchen.

Autor/in:
Christoph Arens
Sternschnuppe am Nachthimmel  / © Hendrik Schmidt (dpa)
Sternschnuppe am Nachthimmel / © Hendrik Schmidt ( dpa )

Himmelsgucker und Hobby-Astronomen können sich freuen: Dieser August wird interessant. Schon am vergangenen Wochenende ließ die totale Mondfinsternis die Nachtschwärmer gen Himmel blicken. Nun folgen ganz besondere "Tränen": Wenn die Erde die Bahn des Kometen Swift-Tuttle quert, fällt eine große Menge Trümmer des Kometen in die Erdatmosphäre und verglüht. Niemals sonst im Jahresverlauf lässt sich eine so große Menge Sternschnuppen beobachten.

Die Sternschnuppen scheinen aus dem Sternbild Perseus zu kommen, daher die Bezeichnung Perseiden. Im Volksmund werden sie auch als "Tränen des Laurentius" bezeichnet, weil sie um den Namenstag dieses populären Heiligen am 10. August zu sehen sind.

Störfaktor Mond

Für 2018 prognostizieren Astronomie-Experten eine durchschnittliche Ausbeute. Laut dem Portal www.leoniden.net sind die meisten Sternschnuppen – bis zu 100 in der Stunde – in der Nacht vom 12. auf den 13. August zu sehen. Die Rahmenbedingungen seien günstig, so die Experten: Am 11. August ist Neumond – damit falle der Mond als "Störfaktor" vollkommen weg.

Unter einem dunklen Himmel sind auch helle Sternschnuppen und schwächere Meteore gut sichtbar. "Daher sollte sich niemand von einer Sternschnuppennacht unter freiem Himmel abhalten lassen, auch wenn es sich um eine Nacht von Sonntag auf Montag handelt." Auch in den Nächten davor und danach werden Hunderte der meist millimeterkleinen Gesteinsbrocken mit 60 Kilometern pro Sekunde, das sind 216.000 Kilometer pro Stunde, in die Erdatmosphäre eintreten und in 80 bis 300 Kilometer Höhe durch Reibungshitze verglühen.

Der lachende Märtyrer

Die Zahl der Sternschnuppen ist nicht in jedem Jahr gleich: Denn Swift-Tuttle kommt nach Angaben des Bonner Astronomen Michael Geffert nur rund alle 134 Jahre der Umlaufbahn der Erde besonders nahe – zuletzt 1992 und das nächste Mal 2126. In Sonnennähe verliert ein Komet bei jedem Umlauf einen Teil seiner Materie. Die Überreste verteilen sich etwa so, als verlöre ein Lastwagen beim Fahren Sand von der Ladefläche.

Der Begriff "Laurentius-Tränen" leitet sich vom Märtyrer Laurentius her, der am 10. August 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein soll. Dabei soll der Heilige einerseits Tränen über die Sünden seiner Mitmenschen vergossen haben. Andererseits berichtet die Legende von einem unter Qualen lachenden Märtyrer: Er soll dem Henker befohlen haben, ihn auf dem Feuer zu wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Seitdem gilt Laurentius als Nothelfer für Brandverletzte und Fieberleidende sowie als Patron der Feuerwehrleute, Köche, Bäcker, Glasbläser und Köhler. Außerdem soll er vor den Qualen des Fegefeuers bewahren.

Goldrute und Heilmittel

Realistisch sind Berichte, nach denen Laurentius als einer der sieben Diakone in Rom für die Finanzen und die Armenfürsorge zuständig war. Nachdem Kaiser Valerian von ihm vergeblich die Herausgabe von kirchlichen Gütern verlangt hatte, wurde er hingerichtet. Laurentius wurde zu einem der meistverehrten Heiligen. Über seinem Grab ließ 330 Kaiser Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le mura errichten. In der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus; die beiden gelten als die Erzmärtyrer.

Nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn am Laurentiustag 955 verbreitete sich der Kult noch stärker. Das Haupt von Laurentius lag bis zum Ausgang des Mittelalters in Mönchengladbach, nun ruht es im Vatikan. Der Laurentius-Tag erhielt darüber hinaus eine wichtige Bedeutung im Brauchtum. "Laurentiusbrot" wurde gesegnet und an Arme, oft auch an das Vieh, verteilt. "Laurenzilorbeer", die oft meterhohe, gelbblütige Goldrute, gilt als Heilmittel.

Im Bauernkalender ist Laurentius als erster "Herbstbruder" angeführt, der den Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes ankündigt. Dem Laurentiustag wurde auch Bedeutung für die Wettervorhersage zugemessen. "Laurentius im Sonnenschein, / wird der Herbst gesegnet sein", heißt es.

 

Gemälde des heiligen Laurentius in der Kirche Sankt Laurentius in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Gemälde des heiligen Laurentius in der Kirche Sankt Laurentius in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA