Muslime und Juden besuchen Auschwitz-Birkenau

Geschichte nicht vergessen

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat sich zu einer Verantwortung von deutschen Muslimen für ihr Land bekannt. Anlass war ein Besuch von jungen Juden und muslimischen Flüchtlingen in dem früheren Nazi-Konzentrationslager.

Das Eingangstor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau  / © Nancy Wiechec (KNA)
Das Eingangstor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau / © Nancy Wiechec ( KNA )

"Wir deutschen Muslime bekennen damit, uns für den Erhalt unseres Rechtsstaates einzusetzen, wir bekennen uns zu unserer freiheitlichen Demokratie, zu unserer von Vielfalt geprägten, pluralen Gemeinschaft in Deutschland", sagte Mazyek laut vorab verbreitetem Redemanuskript am Donnerstag in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.

Junge Juden und muslimische Flüchtlinge waren in dem früheren Nazi-Konzentrationslager zu Besuch. Außerdem wurde eine interreligiöse Feier abgehalten. Die 25 Teilnehmer stammen aus Thüringen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Es ist ein gemeinsames Projekt der Union progressiver Juden in Deutschland und des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Verantwortung tragen

"Dieser Ort des unbeschreiblichen menschlichen Leids ist ein furchterregendes Symbol für die Entrechtung, Entmenschlichung und Verfolgung von Millionen Menschen, für den von Deutschen begangenen Zivilisationsbruch, der Schoah", betonte Mazyek. Als muslimische Deutsche habe man die Gedenkstätte besuchen wollen, "weil wir, weil der Islam Teil unseres Landes ist und wir damit selbstverständlich auch Verantwortung für unser Land tragen".

Es müsse alles unternommen werden, "damit sich eine derartige Katastrophe wie die Schoah niemals wiederholen kann. Weder in unserem Land noch sonst wo auf dieser Welt2, sagte Mazyek. "Jede Form von Antisemitismus, gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit und Rassismus ist eine Sünde im Islam."

Geschichte nicht vergessen

Mazyek wandte sich zudem scharf gegen "Schlussstrich"-Forderungen: "Mit uns wird es diesen Relativismus, diesen Hang zur Geschichtsvergessenheit nicht geben und mag er sich noch so billig der Meinungsfreiheit bedienen und sich als intellektuelles Schwert maskieren."

Im Vorfeld der Reise nach Polen hatte die Generalsekretärin der Union progressiver Juden, Irith Michelsohn, der Katholischen Nachrichten- Agentur (KNA) gesagt, dass es nun die Chance gebe, dass sich junge Menschen verschiedener Religionen austauschten. "Dies kann der Anfang eines friedlichen Zusammenlebens in Deutschland werden."


Quelle:
KNA