DOMRADIO.DE: Sind die Gottesdienste für den stadteigenen Fußballverein in Düsseldorf erstmalig?
Monsignore Ulrich Hennes (Stadtdechant von Düsseldorf): Gottesdienste zur Saisoneröffnung sind neu. Vor zwei Jahren haben wir im Abstiegskampf einen Gottesdienst gehalten. Da gabe es die große Sorge, dass Düsseldorf wieder in die Dritte Liga absteigen könnte. Nach dem Motto "Nie mehr dritte Liga" haben wir alles dafür getan, dass das nicht passiert und unsere Gebete in den Himmel geschickt.
DOMRADIO.DE: Das hat funktioniert ... Heute Abend bekommt die Fortuna in der Basilika St. Lambertus Gottes Segen. Wie eigentlich?
Hennes: Wir feiern einen Wortgottesdienst. Da werden wir, wie es jedes Jahr eigentlich schon Tradition ist, eine Kerze anzünden. Seit zwei Jahren brennte bei jedem Fortuna-Spiel eine Fortuna-Kerze an unserem Gnadenbild "Maria in der Not". Und die wird heute Abend feierlich entzündet.
DOMRADIO.DE: Haben Sie schon eine Idee, über was Sie predigen?
Hennes: Sicherlich über ganz viel Ermutigung, aber auch Klarheit. Vor zwei Jahren als es darum ging, das Spiel gegen Duisburg zu gewinnen, habe ich auch gesagt: Es kann nicht sein, gegen jemand zu beten. Der eigene Sieg ist ja auch der Verlust für den anderen. Es kann am Ende nur um das Fairplay gehen und auch darum, anzunehmen, was kommt.
Ich meinte damals: Wenn der Stadtdechant von Duisburg jetzt auch dafür betet, das Duisburg gewinnt, dann hat der liebe Gott ein Problem. Insofern geht es vor allem um Fairplay, um eine gute Gemeinschaft und das Verbindende im Sport. Das brauchen wir gerade in der heutigen Zeit, wo wir furchtbare Dinge in unserer Gesellschaft erleben und die Rücksichtslosigkeit zunimmt. Da hat der Sport etwas Verbindendes.
Der Auftakt für Fortuna war ein bisschen enttäuschend gewesen, obgleich sie gut gespielt haben. Aber das ist ein ganz wichtiges Thema, mit diesen Dingen gut umzugehen und die Freude und die Solidarität mit dem Verein nicht aufzugeben.
DOMRADIO.DE: Achten Sie darauf, dass der Gottesdienst nicht zur Folklore wird? Werden Fürbitten für gelingende Elfmeter oder einen Champions-League-Platz gehalten?
Hennes: So konkret bitten wir nicht, sondern wir beten wirklich mehr in der allgemeinen Form. Natürlich spielt der Fußball auch in den Fürbitten eine Rolle. Wir werden um faires Spiel bitten, um Gesundheit für die Mannschaften und für unsere Mannschaft natürlich in besonderer Weise. Aber das kann niemals ein Beten gegen andere sein, da passen wir schon auf.
Was die musikalische Gestaltung angeht, wird es eine gute Mischung von geistlichen und weltlichen Liedern geben. "An Tagen wie diesen" von den Toten Hosen darf in Düsseldorf nicht fehlen.
DOMRADIO.DE: In Köln werden die Gottesdienste für den FC enorm voll. Da passen nicht alle in den Kölner Dom. Wie sieht das in Düsseldorf aus?
Hennes: Ich bin erstmal gespannt, wie voll es überhaupt wird. Das ist ja ein Novum. Als wir vor zwei Jahren den Gottesdienst im Abstiegskampf gefeiert haben, da war die Basilika ordentlich besucht, aber sie ist nicht aus allen Nähten geplatzt. Insofern habe ich erst mal gar nicht die Sorge.
Vielleicht geht es mir ähnlich wie am letzten Samstag im Stadion: Da waren sieben Plätze frei, die von Düsseldorf hätten gefüllt werden können. Das wird heute in der Zeitung schon diskutiert. Ich glaube, wir müssen in Düsseldorf erstmal wieder diese Fortuna-Mentalität neu gewinnen. Wir rechnen nicht damit, dass die Kirche platzen wird und wir Sicherheitsprobleme kriegen.
DOMRADIO.DE: Sie sind ja gebürtig aus Siegen und waren lange Zeit in Köln Jugendseelsorger. Sie tragen sogar den Namen des FC-Maskottchen Hennes. Wie stehen Sie zu Fortuna Düsseldorf?
Hennes: Das Zweite Vatikanische Konzil hat immer sehr deutlich gesagt, dass die Ängste, Sorgen, Freuden und Hoffnungen der Menschen von heute, auch die Ängste, Sorgen, Freuden und Hoffnungen der Jünger Jesu Christi sind. Der Bischof hat mich zum Stadtdechanten von Düsseldorf gemacht. Damit ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass die Ängste, Sorgen, Freuden und Hoffnungen der Menschen von Düsseldorf auch meine sind.
Ich bin mit ganzem Herzen in Düsseldorf, unabhängig von meinen biografischen Wurzeln und meiner biografischen Prägung, und deswegen stehe ich mit den Düsseldorfern zu ihrer Mannschaft.
Das Gespräch führte Tobias Fricke.