Online-Petition fordert Rücktritt von Kardinal Barbarin

Prozess verschoben

Ein Gericht hat den Prozesstermin gegen den wegen Vertuschung von Missbrauch angeklagten Kardinal Philippe Barbarin auf den 7. bis 9. Januar festgelegt. Unterdessen fordert eine Online-Petition mit 100.000 Unterschriften den Rücktritt.

Kardinal Philippe Barbarin / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Philippe Barbarin / © Paul Haring ( KNA )

Dem Lyoner Erzbischof und gallischen Primas Kardinal Philippe Barbarin (67) wird Nichtverfolgung sexueller Übergriffe auf Minderjährige zur Last gelegt. Fünf weitere Verdächtigte, zumeist Mitarbeiter des Bistums, müssen laut französischen Medienberichten (Dienstag) ebenfalls vor Gericht erscheinen, nicht aber der heutige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria (74).

Der Jesuit, damals noch Mitarbeiter und nicht Leiter der Kongregation, soll Barbarin geraten haben, den betreffenden Missbrauchspriester intern zu bestrafen, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Nach Darstellung von Opferanwältin Nadia Debbache sei Ladaria zwar bereits im Juni eine Vorladung zugestellt worden. Er habe den Eingang aber bislang nicht quittiert. Ohne diese Eingangsbestätigung sei das Berufungsgericht von Lyon noch nicht förmlich mit diesem Fall befasst.

Zehn Beschwerden liegen vor

Beschwerdeführer gegen Kardinal Barbarin sind zehn Opfer eines pädophilen Priesters, ehemalige Pfadfinder aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Sie werfen Barbarin vor, 2007 entsprechende Vorwürfe gegen den Priester Bernard Preynat nicht weiterverfolgt zu haben.

Insgesamt soll dieser gegen mindestens 70 Kinder übergriffig geworden sein. Die Kläger fordern laut Medienberichten einen neuen Prozesstermin für April. Alle sieben Beschuldigten, auch Ladaria, müssten gemeinsam angehört und verhandelt werden.

Bereits 2016 war gegen Barbarin wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe eines weiteren Priesters ermittelt worden. Damals stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren nach einigen Monaten ein; es habe keine Hinweise auf eine Straftat seinerseits gegeben.

Kardinal Barbarin räumte Fehler ein

Im August 2017 räumte der Kardinal in einem Interview Fehler im Umgang mit Anzeigen sexuellen Missbrauchs ein. Sein Vorgehen 2007 sei der Schwere der Vorfälle "nicht angemessen" gewesen. Zugleich betonte er, "absolut nichts vertuscht" zu haben; dieses Wort sei in dem Kontext "unzulässig".

Barbarin erklärte, der betreffende Priester habe nach einer Anzeige im Jahr 2007 beteuert, seit 1991 sei nichts mehr vorgefallen. Dies habe er prüfen lassen und den Priester damals im Amt belassen. "Einige sagen, dass das nicht möglich ist, da Missbrauchstäter unweigerlich Wiederholungstäter seien", so der Primas. Tatsächlich sei aber bis heute nichts mehr aktenkundig geworden.

Eine Online-Petition für einen Rücktritt des Lyoner Kardinals Philippe Barbarin hat bis Dienstagvormittag mehr als 102.000 Unterzeichner gefunden. Ein französischer Priester aus Valence hatte die Petition kurz nach einem Brief von Papst Franziskus ins Leben gerufen, in dem Katholiken aus der ganzen Welt aufgefordert wurden, gegen sexuellen Missbrauch im Klerus zu mobilisieren.


Quelle:
KNA
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