Russische Kirche berät in Sondersitzung über Ukraine

Unverhohlen auf dem Kriegspfad?

In der orthodoxen Kirche verschärft sich der Streit zwischen den Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat nun das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche zu einer Sondersitzung einberufen

Spannungen in der orthodoxen Kirche / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Spannungen in der orthodoxen Kirche / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Die Kirchenspitze wolle ab diesem Freitag dabei entscheiden, wie sie auf den "direkten Verstoß gegen das Kirchenrecht" durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel reagiere, sagte der Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche, Wladimir Legoida, der Nachrichtenagentur RIA Novosti (Freitag).

Die russische Kirche protestiert seit Tagen dagegen, dass der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I. zwei Bischöfe zu Exarchen für die Ukraine ernannt hat. Bartholomaios I. hat sie beauftragt, in der Ukraine die Bildung einer eigenständigen (autokephalen) Kirche vorzubereiten. Das Moskauer Patriarchat betrachtet die Ukraine als ihr kanonisches Territorium und spricht Konstantinopel das Recht ab, Bischöfe für das osteuropäische Land zu ernennen.

Unverhohlen auf dem Kriegspfad?

Der Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, hatte vor wenigen Tagen in einem TV-Interview gesagt: "Das Patriarchat von Konstantinopel ist jetzt schon unverhohlen auf dem Kriegspfad. Und es ist ein Krieg nicht nur gegen die russische Kirche, nicht nur gegen das ukrainische orthodoxe Volk. Das ist ein Krieg im Grunde genommen gegen die Einheit der ganzen Weltorthodoxie."

Kreml kritisiert Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel

Unterdessen hat Russlands Regierung die Initiative des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., für eine eigenständige orthodoxe Landeskirche in der Ukraine kritisiert. "Sicherlich ist das eine beunruhigende Information", sagte der Sprecher von Staatspräsident Waldimir Putin, Dimitri Peskow, am Freitag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Moskau wolle die "Einheit der orthodoxen Welt" erhalten.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hatte dem ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko am Donnerstagabend eine grobe Einmischung in Kirchenangelegenheiten vorgeworfen. Poroschenko wirbt seit langem für eine eigenständige orthodoxe Landeskirche in der Ukraine.

Im April hatte Poroschenko mit Unterstützung des Parlaments in Kiew Bartholomaios I. offiziell aufgefordert, der orthodoxen Kirche in der Ukraine die Autokephalie (Eigenständigkeit) zu verleihen. Der russisch-orthodoxen Kirche warf er vor, ein "politisches Werkzeug" von Kreml-Chef Wladimir Putin zu sein. Sie unterstütze "Putins Hybrid-Krieg gegen die Ukraine".

 

Quelle:
KNA