Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede und innerer Konflikte versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (84).
Die Vorrechte Konstantinopels wie die Gewährung der Eigenständigkeit an Landeskirchen sind zum Teil umstritten. Der Patriarch hat - anders als der Papst in der katholischen Kirche - keine oberste Rechtsgewalt. Über viele Fragen müssen die eigenständigen orthodoxen Landeskirchen gemeinsam entscheiden. Dies sind: Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem als Mitglieder der spätantiken "Pentarchie" (Fünfherrschaft, zusammen mit Rom), zudem Russland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Georgien, Zypern, Griechenland, Tschechien und die Slowakei, Albanien, Polen und die Ukraine.
Die weltweit auf mehr als 220 Millionen geschätzten orthodoxen Christen bilden nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte christliche Konfession. Von ihnen gehören die weitaus meisten, bis zu 150 Millionen, zum Moskauer Patriarchat.
Die Anerkennung der Ende 2018 gegründeten eigenständigen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" durch Bartholomaios I. im Januar 2019 ist in der Weltorthodoxie umstritten. Die russisch-orthodoxe Kirche hat aus Protest gegen den Schritt des Ökumenischen Patriarchen die sogenannte eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel beendet. Moskau brach auch mit dem Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hieronymos, weil dieser die neue ukrainische Kirche ebenfalls anerkannte.
Auch der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien und ganz Afrika, Theodoros II., sowie Zypern gingen die eucharistische Gemeinschaft mit der neuen ukrainische Kirche ein. Andere orthodoxe Landeskirchen halten weiter zur ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und verweigern der mit ihr konkurrierenden eigenständigen Kirche der Ukraine die Anerkennung. Zuletzt errichtete Moskau als Gegenzug zum Patriarchat von Alexandrien eine eigene Kirchenhierarchie auf dessen Territorium, in Afrika.
Mit der westlichen Kirche verbinden die Orthodoxie die sieben "ökumenischen" Konzilien des ersten Jahrtausends; das letzte fand 787 statt. Als Schlüsseljahr für die schrittweise Spaltung der Christenheit in eine römisch-katholische und eine orthodoxe Kirche gilt das Jahr 1054. Damals exkommunizierte der römische Gesandte des Papstes den Patriarchen von Konstantinopel. Patriarch Kerullarios ließ daraufhin den Gesandten von einer Synode verdammen. Die gegenseitigen Bannsprüche wurden erst 1965 offiziell aufgehoben.
(KNA/10.04.2024)