Spahn sagte am Montag in Berlin, es gehe nicht um eine Organabgabepflicht, wie manche Kirchenvertreter sagten, sondern "um die Pflicht, sich damit zu beschäftigen." Ihm sei klar, dass es eine intensive Debatte über das Thema geben werde.
Die wolle er aber auch, sagte Spahn. Alle Argumente müssten auf den Tisch. Andernfalls werde es keine Lösung mit einer klaren Mehrheit geben. In dieser Debatte hätten auch die Kirchen ihre Rolle.
Für doppelte Widerspruchslösung
Mit Blick auf seine katholische Prägung und Zugehörigkeit zur Kirche sagte Spahn, es habe zwischen ihm als Politiker und der Haltung der Kirche auch an anderen Stellen schon unterschiedliche Auffassungen gegeben.
Spahn setzt sich für die sogenannte doppelte Widerspruchslösung ein. Danach werden alle Menschen automatisch Organspender, sofern sie oder ihre Angehören nicht widersprechen. In beiden Kirchen regt sich Widerstand. Der evangelische Theologe und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hatte gesagt, würde eine Widerspruchslösung Gesetz, wäre es ehrlicher, von einer Organabgabepflicht statt einer Organspende zu sprechen.
Bisher gilt Entscheidungslösung
In Deutschland gilt die Entscheidungslösung, wonach die Menschen sich für eine Spende entscheiden müssen. Andernfalls dürfen keine Organe entnommen werden. Spahn äußerte sich bei einer Vorstellung einer Biografie über ihn.
Darin wird der 38-Jährige als ein überaus ehrgeiziger und talentierter Politiker und geschickter Netzwerker beschrieben, der sich zutraut, Bundeskanzler zu werden. In der Union ist Spahn neben Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) der prominenteste Merkel-Kritiker. Er vertritt eine harte Linie in der Innen- und Flüchtlingspolitik und will die CDU für konservative und verunsicherte Wählerschichten wieder attraktiver machen.
Privat hingegen stellt ihn die Biografie als einen introvertierten Mann und treuen Freund dar, der insbesondere seiner Heimat im Münsterland verbunden geblieben und im katholischen Glauben gefestigt ist. Der Autor, Michael Bröcker, ist Chefredakteur der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" und war zuvor Leiter des Hauptstadtbüros der Zeitung.