Kongress zu Katholischen Schulen in der pluralen Gesellschaft

Dialog "über Schulmauern hinaus"

Angesichts der wachsenden Pluralität in der Gesellschaft will die Katholische Kirche ihre Schulen verstärkt zu "Orten des konstruktiven Dialogs" machen - auch "über ihre Schulmauern hinaus". So lautete das Credo der Teilnehmer am diesjährigen Bundeskongress Katholische Schulen.

Religionsunterricht in einer achten Klasse eines Gymnasiums / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht in einer achten Klasse eines Gymnasiums / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Die Dialogfähigkeit müsse ein zentrales Bildungsziel katholischer Schulen sein, betonte Erzbischof Hans-Josef Becker, Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz, am Freitag in Hannover. Er äußerte sich anlässlich des 9. Bundeskongresses Katholische Schulen zum Thema "Lernen im Dialog – Katholische Schulen in der pluralen Gesellschaft", an dem rund 200 Schulleiter, Schulträger und Bildungsverantwortliche teilgenommen haben.

Die katholischen Schulen müssten die Schüler "zum konstruktiven Dialog mit Menschen anderer Herkunft, anderer Einstellungen und anderer religiöser Überzeugungen befähigen und ermutigen", sagte Schulbischof Becker weiter.

Dialog der Schulen "über ihre Schulmauern hinaus"

Becker verwies darauf, dass zwischen 1990 und 2016 der Anteil der Konfessionslosen in der deutschen Bevölkerung von 22 auf 38 Prozent gestiegen ist. Die Kirche müsse sich daher in besonderer Weise "für ein gutes, friedliches, respektvolles Miteinander aller Menschen" einsetzen. "Wir spüren ja in den letzten Wochen und Monaten sehr deutlich, vor welche Zerreißproben der Zusammenhalt der Menschheit gestellt wird – auf weltweiter Ebene, in Europa und auch in unserem eigenen Land."

Wichtig ist laut Becker aber auch der Dialog der Schulen "über ihre Schulmauern hinaus": mit anderen Schulen und Bildungsträgern, der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde, anderen religiösen Gemeinden, der politischen Gemeinde sowie mit sozialen Einrichtungen und Unternehmen.

Papst: Dialog sei "Grundprinzip der Bildungsarbeit der Kirche"

Der Untersekretär der vatikanischen Bildungs-Kongregation, Friedrich Bechina, sagte, dass Papst Franziskus den Dialog "nicht nur als Anhängsel, sondern als Grundprinzip der Bildungsarbeit der Kirche" verstehe. Der Dialog dürfe nicht taktisch verstanden werden, sondern müsse aus dem Inneren des christlichen Glaubens kommen.

Die Schulen seien als "Laboratorien einer menschlichen Gemeinschaft in Vielfalt" zu verstehen, betonte der Paderborner Erzbischof, der ebenfalls am Bundeskongress katholischer Schulen teilnahm.

In Diskussionsforen tauschten sich die Teilnehmer über Erfahrungen und konkrete Handlungsansätze in der Schulpraxis aus. Dabei ging es um die Positionierung katholischer Schulen in einem säkularen gesellschaftlichen Umfeld ebenso wie um Impulse zur Verständigung über kulturelle Grenzen hinweg und um gelebte Ökumene im Alltag katholischer Schulen. Eine wichtige Frage war auch, wie katholische Schulen Angehörigen anderer Religionen gerecht werden können.

Christlicher Bildungsgedanke von Meister Eckart geprägt

Der Kongress wurde mit einem Wortgottesdienst in der Kirche St. Michael in Hannover eröffnet, dem der neue Bischof von Hildesheim, Bischof Dr. Heiner Wilmer, vorstand. In seiner Predigt betonte Bischof Wilmer, das Christentum sei zutiefst eine Bildungsreligion. Davon zeuge auch das vielfältige System katholischer Schulen in Deutschland. Der Kern dieses christlichen Bildungsgedankens werde immer noch geprägt vom Denken Meister Eckharts, der Bildung in drei Aspekten erfasst habe: entbilden, einbilden und überbilden. Entbilden bedeute, Täuschungen loszuwerden, sich von falschen Idealen zu trennen und frei und empfänglich zu werden, so Wilmer. Einbilden im Sinne Meister Eckarts kennzeichne eine innere Offenheit und eine Identifikation mit Gott in der Person Jesus von Nazarath.

"Indem ich immer wieder in der Bibel lese und mich mit ihr auseinandersetze, lerne ich, mich mit den Haltungen von Jesus Christus zu identifizieren. Man lernt das, wie man auch Schreiben lernt". Das Überbilden schließlich sei eine Gnade, betonte der Bischof: "Ich lasse Gott in mir wirken und lebendig werden, lasse mich von der Gegenwart Gottes durchleuchten. Gott selbst wirkt dann in mir". Das sei eine Verwandlung zu großer Humanität.

Wilmer ging auch auf die Frage ein, ob nach dem Erzbistum Hamburg weitere Bistümer wegen rückläufiger Kirchensteuereinnahmen künftig Schulen schließen müssten. "Demografische und finanzielle Entwicklungen darf man niemals außer Acht lassen", so Wilmer. "Aber der Auftrag der Kirche, das Evangelium zu verkünden, gilt selbstverständlich auch in schwierigen Zeiten." Trotzdem könne es richtig sein, sich von einzelnen Schulen zu trennen. "Solche Entscheidungen haben die Bistümer immer getroffen und werden sie auch in Zukunft treffen."


Quelle:
DBK , KNA
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