Heinz Josef Algermissen stand fast 17 Jahre lang an der Spitze des traditionsreichen Bistums in der Mitte Deutschlands. Bei einem festlichen Gottesdienst im Fuldaer Dom würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, seinen Mitbruder als einen theologisch tief gebildeten und wachen Zeitgenossen.
Mit Blick auf den in Fulda begrabenen Heiligen Bonifatius (673-755) betonte Marx, Bischöfe sollten in Generationen denken und Institutionen schaffen, die geistlich tief verwurzelt seien. Durch Ehrgeiz und Machtstreben behinderten Geistliche und Bischöfe oft die Ausbreitung des Evangeliums.
Klare Orientierung gegeben
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) würdigte Algermissen als einen Hirten, der über das Bistum Fulda hinaus klare Orientierung gegeben habe. Dies gelte insbesondere für Fragen des Lebensschutzes zu Beginn und Ende des Lebens sowie für das Thema Krieg und Frieden. Bouffier betonte, Kirche und Staat lebten in bewegten Zeiten; sie brauchten Orientierung, wie Algermissen sie gegeben habe.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sprach von "schmerzhaften Zeiten der Kirche". Die gegenwärtige "Zeit des Umbruchs" sei durch die Missbrauchsfälle, durch Finanzskandale und durch Niederlegungen des Priesteramtes belastet. Er könne aber Algermissens Eindruck bestätigen, dass dennoch "neues Leben und neue Vernetzungen in unseren Gemeinden entstehen und wachsen", so Becker.
Erreichen der Altersgrenze
Als Erzbischof von Paderborn ist Becker Metropolit der mitteldeutschen Kirchenprovinz, zu der die Bistümer Fulda, Magdeburg und Erfurt zählen. Als Botschafter von Papst Franziskus nahm Erzbischof Nikola Eterovic an dem Gottesdienst teil.
Algermissen hatte 2001 als Nachfolger des streitbaren Erzbischofs Johannes Dyba (1983-2000) das Amt des Bischofs von Fulda übernommen.
Papst Franziskus nahm im Juni das Rücktrittsgesuch an, das Algermissen mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren im Februar einreichte. Bis zur Wahl eines neuen Ortsbischofs wird das Bistum von Diözesanadministrator Karlheinz Diez geführt, der in Fulda Weihbischof ist.
1943 in Hermeskeil bei Trier geboren, wurde Algermissen nach einem Theologie- und Philosophiestudium 1969 zum Priester und 1996 zum Bischof geweiht. Als Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi rief er die Bundesregierung auf, den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland zu beschließen. Als stellvertretender Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Bischofskonferenz wollte sich Algermissen mit einer "versöhnten Verschiedenheit" der christlichen Kirchen nicht abfinden und forderte eine baldige, sichtbare und volle Einheit von katholischer und evangelischer Kirche, "weil wir diesen Skandal der Aufspaltung in Konfessionen nicht mehr lange durchhalten". (KNA)