Hilfsorganisationen beklagen "immer dramatischere Zustände" im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. In dem "berüchtigten Camp" herrschten Gewalt, Krankheiten und mangelnde Versorgung, teilte die Organisation SOS-Kinderdörfer weltweit am Dienstag mit. Aus Verzweiflung verletzten sich Kinder selbst; bereits Zehnjährige hätten Suizidversuche unternommen, so SOS-Kinderdörfer. Jetzt drohe die nordägäische Regionalverwaltung damit, rechtliche Schritte einzuleiten und das Camp schließen zu lassen, wenn die griechische Regierung nicht schnell Abhilfe schafft, hieß es.
Das Camp sei "ein Verstoß gegen jegliche Menschenrechte", sagte der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Griechenland, George Protopapas. "Kinder leben hier ohne Schutz, in ständiger Angst und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen. Sie haben keine Möglichkeit zur Schule zu gehen, bekommen keine psychologische Unterstützung." An einem Ort, an dem ihnen geholfen werden sollte, würden sie erneut traumatisiert.
Im Schnitt kommen täglich 114 Menschen
In dem ursprünglich auf 3.100 Menschen ausgelegten Camp lebten aktuell fast 9.000 Menschen, darunter etwa 2.500 Kinder. Etwa drei Viertel kommen demnach aus Syrien, Irak und Afghanistan. Solange das Wetter es möglich mache, flüchteten die Menschen weiterhin über das Meer nach Lesbos, so SOS-Kinderdörfer. Im August landeten demnach im Schnitt täglich 114 Menschen auf der Insel - "in dem Glauben, dem Horror entkommen zu sein". Stattdessen erwarte sie im Camp Moria "die nächste Hölle!", so Protopapas. Dies sei auch ein Resultat der europäischen Flüchtlingspolitik. Daher brauche es jetzt eine europäische Lösung, forderte SOS-Kinderdörfer.