DOMRADIO.DE: Wie kommt man denn als evangelische Christin dazu, mit dem Papst und den Bischöfen zu beraten?
Julia Brabant (Auditorin bei der Jugendsynode): Ich bin im Rat des Lutherischen Weltbundes. Als die Einladung an den Generalsekretär kam, bin ich gefragt worden, ob ich daran teilnehmen könnte und habe dann – nachdem ich alle möglichen Sachen verschoben habe – "Ja" gesagt.
DOMRADIO.DE: Bei vielen Themen weichen die Standpunkte von evangelischer und katholischer Kirche weit voneinander ab: Zölibat, Rolle der Frau, Homosexualität. Wie stehen Sie zur katholischen Kirche und ihren Positionen?
Brabant: Manche Meinungen sind ziemlich schwer zu ertragen, auch im Plenum, das wir gerade erlebt haben. Aber es geht ja um das Thema Jugend, und ich glaube das ist etwas, was uns in den Jugendverbänden und in der evangelischen Kirche verbindet und wo wir ganz viel gemeinsam sagen können.
DOMRADIO.DE: Sie sitzen als Auditorin bei den Besprechungen dabei, sowohl im Plenum als auch in den Kleingruppen. Wie läuft das denn ab?
Brabant: Es gibt ja das "Instrumentum laboris", also die Arbeitsgrundlage für die Synode. Da wird immer zunächst ein Teil vorgestellt und danach in Kleingruppen, nach Sprachen sortiert, darüber diskutiert. Insgesamt gab es 14 Kleingruppen, die ihre Änderungsvorschläge aufgeschrieben und vorgetragen haben. Fast jede Sprachgruppe hatte zehn Minuten Zeit, ein Statement zu diesem ersten Thema "Wahrnehmen der Jugend" abzugeben.
DOMRADIO.DE: Papst Franziskus nimmt an der Jugendsynode teil. Wenn Sie ihm einen Satz sagen könnten, was ja nicht ausgeschlossen ist, was wäre das für ein Satz?
Brabant: Das ist eine gute Frage. Ich will das eigentlich gar nicht verraten, weil es noch in meiner Rede vorkommt. Aber es ist auf jeden Fall ein Satz von einem seiner Vorgänger.
DOMRADIO.DE: Und auf welche Rede haben Sie gerade angespielt?
Brabant: Ich darf als ökumenischer Gast vier Minuten vor der gesamten Synode sprechen, das wird am Donnerstag sein.
DOMRADIO.DE: Worum wird es denn inhaltlich in Ihrer Rede gehen?
Brabant: Es wird auf jeden Fall um das Thema Jugend-Partizipation gehen – nicht nur um das Wahrnehmen, sondern auch das Ernstnehmen der Jugendlichen und das Verständnis dafür, dass die Jugend nicht die Zukunft ist, sondern auch Gegenwart und im "Hier und Jetzt" mitbestimmen möchte.
DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich am Ende von der katholischen Kirche und der Synode?
Brabant: Ich hoffe, dass nicht nur ein leeres Papier verabschiedet wird, sondern wirklich auch danach gehandelt wird. Ich kann einfach nur hoffen, dass sich die Jugendlichen – die wenigen, die hier dabei und wirklich sehr engagiert sind – wirklich ernst genommen werden und Mitspracherecht bekommen.
Das Gespräch führte Moritz Dege.