Zu den nun bekannt gewordenen weiteren Opfern aus Chile wolle die Diözese Kontakt aufnehmen, sobald deren Daten vorlägen, erklärte Sprecher Volker Bauerfeld am Dienstag in Hildesheim. "Dann werden wir ihnen, wie allen Betroffenen, Hilfe und Unterstützung anbieten."
Bauerfeld äußerte sich auf Anfrage nach einem ARD-Bericht, der am Montagabend unter dem Titel "Die Story im Ersten: Meine Täter, die Priester" ausgestrahlt wurde. Dafür war der Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, Anfang des Jahres in Chile unterwegs auf den Spuren der Jesuitenpatres Peter R. und Wolfgang S., der beiden Hauptbeschuldigten im Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg.
Missbrauch in den 1970er und 1980er Jahren
An der Jesuitenschule waren Katsch und zahlreiche andere Schüler in den 1970er und 1980er Jahren missbraucht worden. Von 1982 bis 2003 war Peter R. mit Unterbrechungen als Priester im Bistum Hildesheim eingesetzt, wo er offenbar weitere Taten verübte. Ein vom Bistum in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten wies im vergangenen Jahr elf Fälle nach.
Für den Film besuchte Katsch unter anderem ein katholisches Sozialzentrum in Chile, das von Peter R. seit Jahrzehnten finanziell unterstützt wird und wo er auch häufig zu Gast war. Zudem hatten immer wieder Jugendliche von dort Peter R. in Hildesheim besucht. Mehrere von ihnen berichten in dem Film von Übergriffen.
Bistumssprecher bedankt sich für Recherche
Katsch gelang es, zwei Chileninnen ausfindig zu machen, deren Fälle bereits im IPP-Gutachten erfasst sind, zu denen das Bistum aber bislang keinen Kontakt hatte. Außerdem ermittelte er zwei weitere bisher gänzlich unbekannte Opfer. "Wir sind Herrn Katsch sehr dankbar für seine Recherche unter hohem persönlichen Einsatz", sagte Bauerfeld.
Neben den Opfern werde das Bistum auch das Sozialzentrum kontaktieren. "Außerdem werden wir noch einmal die Staatsanwaltschaft auf diese Fälle hinweisen, mit der Bitte, zu prüfen, ob sich daraus weitere Ermittlungsansätze gegen Peter R. ergeben können."
Beschuldigter bereits von Kirchengericht verurteilt
Der Beschuldigte lebt als Ruheständler in Berlin, wo vor dem dortigen Kirchengericht weiter ein Verfahren gegen ihn läuft. Es hatte ihn bereits im Januar 2014 im Fall einer missbrauchten Frau im Bistum Hildesheim zu einer Geldstrafe von 4.000 Euro verurteilt, die er an den Kirchenfonds für Missbrauchsopfer zahlen musste. Zudem ist ihm die Ausübung priesterlicher Tätigkeiten verboten.
Das Kirchengericht des Erzbistums Berlin beschäftigt sich weiter mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den katholischen Priester. Zusätzlich zu den bekannten Anschuldigungen hätten weitere Betroffene angekündigt, sich äußern zu wollen, sagte Bistumssprecher Stefan Förner. Deshalb sei es noch nicht absehbar, wann das Verfahren abgeschlossen werden könne.