Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat an die in sozialen Bereichen engagierten Gläubigen appelliert, trotz der derzeitigen Krise durch das Missbrauchsgeschehen in ihrem Engagement nicht nachzulassen. Sie sollten sich weiter dafür einsetzen, dass mit der karitativen Arbeit die Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes bezeugt werde, sagte er am Dienstag in einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom. Die Kirche sei "mehr als die Summe von Verbrechen, von Sünde und Schuld". Burger äußerte sich zum Auftakt der Caritas-Delegiertenversammlung.
Zwar seien das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit in die Kirche erschüttert, so der Erzbischof. So mancher erwäge den Kirchenaustritt oder habe ihn schon vollzogen. Nicht zuletzt erscheine die Institution angeschlagen aufgrund der vielen Skandale der Vergangenheit hier und in anderen Ländern bis in den Vatikan hinein. Es sei nicht verwunderlich, dass die Öffentlichkeit der Kirche mit ihrem hohen moralischen Anspruch jetzt den Spiegel vorhalte.
95 Prozent aller Geistlichen hätten sich nichts zuschulden kommen lassen
Jedes Opfer von Gewalt und Missbrauch sei zu viel, jeder Täter einer zuviel, führte Burger aus. Die Kirche müsse sich der Vergangenheit stellen und für die Zukunft ihre Hausaufgaben machen. Darüber hinaus aber gebe es nach wie vor diejenigen, die in der Kirche ordentlich ihren Dienst täten. Auch hätten sich 95 Prozent aller Geistlichen nichts zuschulden kommen lassen.
Insbesondere würdigte Burger die Caritas. In ihrer Arbeit gehe es um den ganz konkreten Menschen in seinen verschiedene Lebenslagen. Es gehe um "Hilfe für das Leben" und darum, die in Christus Mensch gewordene Liebe für andere erfahrbar werden zu lassen. Deus caritas est - Gott ist Liebe - das sollten andere an Caritas und Kirche wahrnehmen können.
Delegiertenversammlung aller deutschen Caritas-Verbände
An der Delegiertenversammlung nehmen bis Donnerstag rund 170 Vertreter aus allen deutschen Caritas-Verbänden teil. Das höchste Beschlussorgan befasst sich laut Ankündigung mit der Digitalisierung und den daraus entstehenden Herausforderungen, mit Armutsbekämpfung sowie den Gefahren populistischer Strömungen in Europa.
Der Deutsche Caritasverband ist der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands und Europas. In ihm sind 27 Diözesan-Caritasverbände, 17 Fachverbände und mehr als 250 Ordensgemeinschaften zusammengeschlossen. Als Zusammenschluss von rund 6.180 rechtlich eigenständigen Trägern mit rund 617.000 Mitarbeitern gilt der Verband als der größte privatrechtliche Arbeitgeber Deutschlands. (KNA)