DOMRADIO.DE: Warum brauchen denn Messdiener eine eigene Seelsorge? Was unterscheidet das von der normalen Jugendseelsorge?
Alexander Bothe (Zuständig für die Jugendpastoral bei der Deutschen Bischofskonferenz / DBK): Das Faszinierende bei den Messdienern ist, dass sie diese besondere Bindung, dieses besondere Engagement im Gottesdienst haben. Es ist eine - wenn man so will - Dienstgemeinschaft. Der Gemeinschaftsaspekt spielt hier eine hohe Rolle und kennzeichnet auch diesen Dienst, nämlich sich einzubringen in diesem Gottesdienst, tatsächlich Teil dieses Gottesdienstes zu sein, auch wenn man so will ganz nah dran zu sein an Ambo und Altar.
Natürlich achten wir darauf, dass gerade die Messdienerinnen und Messdiener eine besondere und gute pastorale auch pädagogische Begleitung bekommen.
DOMRADIO.DE: Kann man denn sagen, sie sind offener für die ganzen Glaubensthemen als der "08/15 katholische Jugendliche"?
Bothe: Ich glaube, Ministrantinnen und Ministranten sind erst mal Jugendliche, wie alle anderen auch. Sie stehen in ihrer Lebenswelt. Sie sind in ihrer Schule, in ihrem Sportverein, in ihrer Freizeit, wie alle anderen auch. Aber sicher kann man sagen, dass dieser Dienst schon ein besonderer ist. Und dass natürlich diejenigen, die diesen Dienst ausführen, auch wissen wollen, warum mache ich das eigentlich?
Was bedeutet das, wenn ich das von A nach B trage. Oder wenn ich mich hier früher zur Osternacht treffe? Das ist für uns als diejenigen, die wir für Begleitung Mitverantwortung tragen, eine besondere Aufgabe und Verpflichtung. Und auf der anderen Seite für die Jugendlichen einfach auch eine besondere Chance. Da wollen wir gerne mithelfen.
DOMRADIO.DE: Und jetzt beschweren wir uns in der Kirche ja oft genug, dass die Zahlen zurückgehen. Die Priesterzahlen werden geringer. Die Zahl der Gottesdienstbesucher genauso. Wie ist das denn bei den Messdienern? Geht das im gleichen Maße zurück?
Bothe: Das kann man so gar nicht sagen. Wir haben etwa bundesweit 360.000 Messdiener. Das ist eine enorm hohe Zahl und weltweit ein einzigartiges Engagement. Wir stellen auch fest, dass sich etwa zehn Prozent eines Jahrgangs bei den Ministranten engagieren. Das ist nach wie vor eine hohe Zahl.
Es lässt sich nicht so ganz einfach zurückrechnen, weil auch verschiedene Veränderungen eine Rolle gespielt haben. Aber wir können schon sagen, insgesamt ist die Tendenz so, dass es nach wie vor viele Kinder und Jugendliche gibt, die sich in diesem Dienst engagieren.
DOMRADIO.DE: Im Moment tagt in Rom die Jugendsynode. An die 300 Bischöfe aus aller Welt kommen zusammen, um zu beraten wie die Kirche zur Jugend steht. Erhoffen Sie sich denn auch irgendwelche Veränderungen für Ihre Arbeit mit den Messdienern?
Bothe: Mich freut vor allem, dass es so etwas wie ein Jahr der Jugend ist. Wir hatten zwischen Juli und August die große internationale Rom-Wallfahrt der Messdiener. Wir haben jetzt die Kölner Wallfahrt, die noch dazu kommt. Wir haben die Jugendsynode. Wir werden uns dann natürlich nochmal auf den Weltjugendtag freuen. Das ist schon ein enormes Schlaglicht. Das zeigt, der Kirche geht es um die Jugend, der Kirche ist bewusst, dass die Jugend die Zukunft ist. Und das zeigen ja auch viele Äußerungen der Bischöfe, aber natürlich auch von Papst Franziskus.
Wir werden sehen, was die Beratungen bringen. Gerade die Vorsynode und auch der ganze Input, den es im Vorfeld von den verschiedenen Initiativen gegeben hat, die haben gezeigt: Es gibt ein Interesse, über die Themen der Jugend zu reden auch erst mal zuzuhören. Was bewegt überhaupt die Jugend? Und dann tatsächlich gemeinsam miteinander Kirche zu gestalten. Das ist tatsächlich auch meine Hoffnung, dass dieses Gemeinsame dann wirklich auch im Vordergrund steht. Dass Jugend eine große Rolle spielt und auch in die Mitverantwortung genommen wird.
DOMRADIO.DE: Sie sind ja relativ nah dran an den Jugendlichen und ihren Nöten, Wünschen und Bedürfnissen. Gibt es denn da was, wo Sie sagen da drückt ganz besonders der Schuh, das sollte sich in der Kirche ändern?
Bothe: Ich glaube, dass die Jugendlichen erst mal von den Lebensthemen, die uns ja alle bewegen, umgetrieben werden. Die Frage: Worauf hoffe ich? Wonach suche ich? Wovor habe ich Angst? Und gerade in der Jugend sind diese Themen natürlich sehr ausgeprägt. Das heißt, es geht uns darum, dass wir eine Kirche sein wollen, die offen ist für die Suche junger Menschen.
Wir wissen alle, dass wir nicht gerade in einer komplexen Zeit leben, dass im Gegenteil die Herausforderungen enorm sind. Die Angebote sind enorm. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Botschaft von Jesus Christus für einen Jugendlichen zu einer wirklich persönlichen und zu einer freundschaftlichen Beziehung mit Jesus Christus werden kann. Und ich glaube, das muss unser Hauptaugenmerk sein - auch als Kirche.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.