Wie sich der Ministrantendienst im Laufe der Jahrhunderte veränderte

Vom Mittelalter bis heute

Sie sind meist jung und helfen während der Gottesdienste in den katholischen Gemeinden. Die Ministranten sind kaum mehr wegzudenken. Doch der Dienst war nicht immer so wie heute, weiß Expertin Dominique Kreichgauer.

Messdiener mit einem Weihrauchfass / © Lukas Barth (KNA)
Messdiener mit einem Weihrauchfass / © Lukas Barth ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie waren selber Ministrantin. Was war das für Sie für eine Zeit? Wie haben Sie das erlebt?

Dominique Kreichgauer (Lektorin beim Sankt Benno-Verlag, verantwortlich für die Homepage ministrantenportal.de): Das war eine sehr schöne und eine sehr spannende Zeit. Ich bin als Kind schon jeden Sonntag in den Gottesdienst gegangen. Vor der Erstkommunion habe ich eigentlich schon darauf gewartet, dass ich auch mitdienen kann. Ich habe die Jugendlichen vorne stehen sehen und dachte, dass das wahnsinnig spannend sein muss, aktiv am Gottesdienst teilnehmen zu können.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist die Idee des Ministrierens nichts Neues. Das ist etwas, das schon bei den frühen Christen entstanden ist und das es nun jetzt schon seit 2.000 Jahren gibt. Wie sah das denn damals aus? Wie ist das alles entstanden?

Kreichgauer: Schon die ersten Christen haben Aufgaben in den Gottesdiensten verteilt. Im zweiten und dritten Jahrhundert brachten Altardiener die Gaben und haben so bei der Eucharistiefeier geholfen.

Im Mittelalter haben dann die Messdiener stellvertretend für die Gemeinde die lateinischen Antworten mitgebetet. Denn viele Leute konnten kein Latein.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie von lateinischen Gebeten im Mittelalter sprechen, sind das nicht unbedingt Kinder gewesen, wie das heute der Fall ist?

Kreichgauer: Das waren dann junge Männer in dem Fall, die sich da schon auf das Priesteramt vorbereitet haben. Ministranten waren eine Vorstufe zum Priesteramt.

DOMRADIO.DE: Wann änderte sich das?

Kreichgauer: Erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden verschiedene Dienste und Rollen der Ministranten wieder neu geschaffen und festgelegt. Seit 1970 durften dann auch Mädchen dienen.

DOMRADIO.DE: Jetzt sehen wir heute vor allem die Ministranten, die rund um den Altar unterwegs sind, die die Kerzen tragen und Weihrauch schwenken. Was sind denn das noch für Aufgaben, die sie heute im Gottesdienst haben?

Kreichgauer: Es gibt zum Beispiel den Ministranten, der zum Einzug und zum Auszug an besonderen Tagen das Vortragekreuz trägt. Es gibt diejenigen, die zu zweit mit den Kerzen zum Evangelium gehen. Es gibt einen Ministranten, der für den Pfarrer das Messbuch hält, damit der Pfarrer die Hände frei hat. Dann gibt es den typischen Altar-Ministrant. Es ist der älteste Dienst. Sie bringen die Gaben zum Altar.

Es gibt diejenigen, die Geldspenden der Gemeinde einsammeln. Andere läuten zur Wandlung. An besonderen Tagen gibt es dann eben noch die Ministranten, die sich um den Weihrauch kümmern. Oder wenn ein Bischof zu Besuch ist, gibt es auch noch den Mitra-Träger und den Staab-Träger. Und ganz wichtig ist auch immer der Oberministrant, der das Ganze im Blick behält, der Ansprechpartner für Pfarrer, Eltern und die Kinder ist und der Gruppenstunden und Ausflüge organisiert und einfach den ganzen Gottesdienst im Kopf hat und helfend einspringen kann, wenn mal was nicht so funktioniert.

DOMRADIO.DE: Das sind durchaus verantwortungsvolle Aufgaben. Hat man da nicht Angst, etwas falsch zu machen?

Kreichgauer: Wir haben in unserer Gemeinde oft geprobt, wie so ein Gottesdienst abläuft. Ganz besonders auch an Hochfesten und besonderen Gottesdiensten. Denn da läuft alles ein bisschen anders ab. So weiß jeder, was er zu tun hat.

DOMRADIO.DE: Gibt es allgemeine Regeln?

Kreichgauer: Es gibt allgemeine Regeln für Ministranten, wie etwa aufrecht und ruhig gehen, niemals rennen. Schließlich ist das ein feierlicher Ort. Die Jugendlichen stehen dort als Vertreter der Gemeinde. Deshalb zählt zu den Regeln auch, gerade zu stehen und zu sitzen, nicht herum hampeln oder durch die Gegend schauen und vor sich hin träumen. Natürlich keine Kaugummis und Bonbons. Das gehört sich in der Kirche generell nicht - auch mit dem Nachbarn zu quasseln. Das wirkt natürlich auch nicht so gut. Eigentlich denke ich, das sind recht normale soziale Verhaltensregeln, die auch überall gelten.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR