DOMRADIO.DE: Im Moment sitzen in Rom auf der Jugendsynode viele Bischöfe und wenige Jugendliche zusammen. Abstimmen dürfen am Ende nur die Kirchenmänner, kein Jugendlicher, keine Frau. Irgendwie typisch katholisch, oder?
Dorothee Sandherr-Klemp (Geistliche Beirätin im Katholischen Deutschen Frauenbund): Ja. Leider ist es wirklich irgendwie typisch katholisch. Zugleich aber – und das möchten wir mit Nachdruck sagen – ist es zutiefst unbiblisch, wenn wir daran denken, dass in der Schöpfung die Gott-Ebenbildlichkeit von Mann und Frau zugrunde gelegt wird. Darum geht es. Das ist die biblische Botschaft. Dagegen das Katholische: 50 Prozent der Menschheit werden von den Entscheidungen und von Ämtern ausgeschlossen.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet das denn ganz konkret, wenn die Hälfte aller Gläubigen, die Frauen, bei den wirklich wichtigen Entscheidungen nichts zu sagen haben?
Sandherr-Klemp: Am Samstag hat es eine Frau auf der Bundes-Delegiertenversammlung des Katholischen Deutschen Frauenbundes klar formuliert: "Der Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern ist eine Sünde gegen den göttlichen Schöpfungswillen." Ich habe großen Respekt vor dieser Klarheit, die die Delegierten haben. Denn diese Frauen sind sozusagen kirchliches Herzland; sie sind Kernbestand der Kirche und der Kirche ganz nah.
Ich habe noch eine andere Perspektive – und zwar die politische. Das würde ich gern mit der großartigen frühen Frauenbund-Frau Helene Weber, Mutter des Grundgesetzes, formulieren. Sie hat gesagt: "Der reine Männerstaat ist das Verderben der Völker". Die männerbündische Kirche diskreditiert sich selbst. Sie zerlegt sich selbst, aber sie bleibt trotzdem selbstherrlich.
DOMRADIO.DE: Sie wollen das nicht weiter hinnehmen. Sie fordern den Zugang aller Getauften und Gefirmten zu den Weiheämtern. Anders formuliert: Wollen Sie, dass Frauen Diakone und Priesterinnen oder Bischöfe werden können?
Sandherr-Klemp: Es ist ja noch nicht lange her, da war es ein ganz großes Thema und ein Wagnis, überhaupt den Diakonat der Frauen zu fordern. Wir machen das seit 20 Jahren gemeinsam mit der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Am 29. April ist zum Beispiel "Tag der Diakoninnen." Und da konnte man nie sicher sein, ob einen nicht doch der bischöfliche Bannstrahl trifft.
Aber: Jetzt, genau jetzt, wäre es kirchlicherseits ein so wichtiges Signal der Glaubwürdigkeit: "Wir haben verstanden." Das wäre der Fall, wenn jetzt eine mutige Entscheidung zur Weihe von Diakoninnen käme. Und zwar wirklich jetzt.
DOMRADIO.DE: Wie können Sie denn Ihren Forderungen Nachdruck verleihen?
Sandherr-Klemp: Vielleicht ist es ganz wichtig, nicht in der Vereinzelung zu bleiben, sondern der eigenen Wahrnehmung, dem eigenen Erkennen zu folgen und zu trauen. Dazu kann man ganz konkret in den Katholischen Deutschen Frauenbund eintreten. Wichtig ist wirklich, aus der Vereinzelung herauszutreten, dem Geist und dem eigenen Erkennen zu vertrauen.
Das Interview führte Heike Sicconi.