Patriarch will vereinte ukrainische Landeskirche leiten

Vielleicht noch in diesem Jahr

Der Kiewer Patriarch Filaret will sich auf einem Vereinigungskonzil zum Oberhaupt der geplanten ukrainisch-orthodoxen Landeskirche wählen lassen. Das kündigte er laut ukrainischen Medienberichten am Donnerstag in einem Interview an.

Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret Denyssenko / © Alexey Furman (KNA)
Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret Denyssenko / © Alexey Furman ( KNA )

Das Wahlverfahren sollen laut Filaret seine Kirche und die ebenfalls von Moskau unabhängige, aber kleinere "Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche" bestimmen.

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel unterstützt die Wiedervereinigung der in drei Kirchen gespaltenen ukrainischen Orthodoxie. Es plant, einer vereinten Landeskirche die Autokephalie, Eigenständigkeit, zu verleihen. Das Konzil soll laut einem Sprecher des Kiewer Patriarchats noch in diesem Jahr stattfinden. Bisher konnten sich die beiden von Moskau unabhängigen Kirchen jedoch nicht auf die Zusammensetzung des Konzils und das Wahlverfahren des Kirchenoberhaupts verständigen.

Das etwa 4.800 Pfarreien zählende Kiewer Patriarchat hatte sich 1992 von der mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche abgespalten. Die "Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche" entstand vor fast 100 Jahren. Sie hat gut 1.000 Kirchengemeinden. Die mit Moskau verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche verfügt hingegen über mehr als 12.000 Pfarreien. Laut einer Umfrage fühlen sich allerdings mehr als doppelt so viele orthodoxe Ukrainer der Kirche des Kiewer Patriarchats zugehörig als der des Moskauer Patriarchats.

Der Konflikt

Die russisch-orthodoxe Kirche betrachtet die Ukraine als ihr Territorium und lehnt die Unabhängigkeit der ukrainischen Kirche ab. Sie fürchtet den Verlust vieler Gläubiger, Geistlicher und Gotteshäuser. Aus Protest gegen die Loslösung der ukrainischen Kirche brach die russisch-orthodoxe Kirche Anfang voriger Woche sämtliche Kontakte zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel ab. Außerdem verbot sie ihren Gläubigen den Empfang von Sakramenten der Konstantinopler Kirche. Sie dürfen also zum Beispiel nicht mehr an der Kommunion teilnehmen.

Das Patriarchat von Konstantinopel hatte die beiden von Moskau abgespaltenen Kirchen in der Ukraine und ihre Geistlichen am 11. Oktober anerkannt. Besonders scharf kritisierte die russisch-orthodoxe Kirche die Rehabilitierung des Kiewer Patriarchen durch Konstantinopel. Filaret war 1997 von Moskau exkommuniziert worden.

 

Quelle:
KNA