Papst bittet Jugend um Vergebung für mangelnde Offenheit

"Entschuldigt uns, wenn wir eure Ohren vollgeredet haben"

Papst Franziskus hat Jugendliche in aller Welt um Vergebung dafür gebeten, dass die katholische Kirche ihnen vielfach nicht zuhöre. Das sagte er zum Abschluss der Bischofssynode über Kirche und Jugend, die am Sonntag zu Ende gegangen ist.

Papst Franziskus  / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )

Nach der Jugendsynode im Vatikan hat Papst Franziskus für eine basisnähere Entscheidungsfindung in der katholischen Kirche geworben. Das Bischofstreffen unter Einbeziehung von Nichtklerikern und Jugendlichen sei vorbildhaft für einen "synodalen Stil", sagte der Papst bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz.

Zu den Jugendlichen sagte er: "Entschuldigt uns, wenn wir, anstatt euch unser Herz zu öffnen, eure Ohren vollgeredet haben". Papst Franziskus hat Jugendliche in aller Welt um Vergebung dafür gebeten, dass die katholische Kirche ihnen vielfach nicht zuhöre.

"Wir dürfen weder doktrinär noch aktivistisch sein", mahnte der Papst die Bischöfe. Bei der vierwöchigen Synode waren sehr unterschiedliche Positionen aufeinandergestoßen, die von einer uneingeschränkten Bewahrung der traditionellen katholischen Lehre bis hin zu einer Öffnung für die Welt von heute gereicht hatten.

Dokument mit wichtigen Anliegen

Die Teilnehmer der Synode forderten in ihrem Abschlussdokument eine Auseinandersetzung mit Missbrauchsskandalen in den eigenen Reihen. Diese könne die Möglichkeit für eine "Reform epochalen Ausmaßes" bieten, heißt es in ihrem am Vorabend verabschiedeten Abschlussdokument der vierwöchigen Versammlung im Vatikan.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, begrüßte, dass in dem Dokument wichtige Anliegen wie eine stärkere Beteiligung von Jugendlichen und Frauen in der Kirche sowie eine größere Aufmerksamkeit für die Nöte der Welt enthalten seien.

Bischöfe mahnen zu "radikalen Veränderungen"

Jugendliche erwarteten eine authentische und transparente Kirche, betonen die Bischöfe in dem Dokument. Viele junge Menschen hätten sie verlassen, weil sie dort anstatt Heiligkeit "Mittelmäßigkeit, Selbstgerechtigkeit, Spaltung und Korruption" gefunden hätten. Die Welt sei empört über den sexuellen Missbrauch von Kirchenmitgliedern. Vor diesem Hintergrund mahnten die Bischöfe "radikale Veränderungen" in der Kirche an.

Die Synodenteilnehmer verabschiedeten mehrheitlich auch einen Absatz im Abschlussdokument über den Umgang mit Homosexualität. Darin fordern sie die Begleitung Homosexueller auf dem Weg ihrer Selbstfindung. Mit 65 Gegenstimmen von insgesamt 268 Stimmberechtigten erwies sich diese Passage im 60-seitigen Dokument als die umstrittenste.

Zum Abschluss ihrer Synode erkannten die Bischöfe überdies an, dass die katholische Sexualmoral viele Menschen von der Kirche entfremde, da sie als verurteilend wahrgenommen werde. Auch dieser Feststellung stimmten mit 43 Synodenvätern überdurchschnittlich viele Bischöfe nicht zu. Eine breite Mehrheit sprach sich hingegen dafür aus, unter Jugendlichen für den "Wert der Keuschheit" zu werben. Beim ebenfalls umstrittenen Thema der Rolle der Frauen in der Kirche forderten die Bischöfe deren stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen unter Wahrung der Rolle von Priestern.


Quelle:
epd , KNA
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