Zum Fest Allerseelen hat Papst Franziskus die Gläubigen zu einem bewussten Leben zwischen Erinnerung und Hoffnung aufgerufen. Sich an die Toten, an die Vergangenheit zu erinnern, sei oft nicht einfach, so der Papst bei einer Messe am Freitagnachmittag auf dem Friedhof Laurentino südlich von Rom. Zugleich mache Erinnerung aber auch bewusst, "dass wir nicht allein sind, sondern ein Volk", sagte Franziskus in seiner frei gehaltenen Predigt.
Allerseelen sei ein Tag der Hoffnung "auf die Liebe, die uns erwartet", fuhr der Papst unter Bezug auf die biblischen Lesungen fort. Aus der Erinnerung an die Vergangenheit und der Hoffnung auf die Zukunft erwachse die Aufgabe, in der Gegenwart "seinen Weg zu gehen ohne sich zu verlaufen". Der Wegweiser dazu seien die Seligpreisungen Jesu, so Franziskus vor einigen Hundert Gläubigen.
Papst besucht Feld mit Kindergräbern
Vor Beginn der Messe unter freiem Himmel hatte der Papst das Feld mit Kindergräbern besucht. Im sogenannten "Garten für Engel" erwies er ungeborenen Kindern seine Reverenz. Als einer von wenigen Friedhöfen Italiens hat der an der Via Laurentina gelegene seit 2012 eine Grabfläche, auf der Früh- und Totgeburten, auch aus künstlicher Befruchtung, bestattet werden. Früher wurden diese oft als "klinischer Sondermüll" entsorgt.
Auf einigen der teilweise mit Plüschtieren, Windrädern und anderem Spielzeug geschmückten Kindergräbern legte der Papst Blumen nieder und betete still. Anschließend sprach er kurz mit einigen anwesenden verwaisten Eltern.
Der gut 20 Hektar große Friedhof an der Via Laurentina ist der jüngste der drei großen römischen Friedhöfe; eröffnet wurde er im Jahr 2002. Für Franziskus ist er der vierte Friedhof, auf dem er als Bischof von Rom Allerseelen begeht. In den Jahren 2013 bis 2015 besuchte er Roms größten Friedhof Verano. 2016 feierte er Allerseelen auf dem Friedhof Prima Porta und im vergangenen Jahr auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof bei Nettuno an der Küste südöstlich von Rom. Auf dem Rückweg machte er Station an der Gedenkstätte der Ardeatinischen Höhlen. Dort hatten im März 1944 deutsche Besatzungstruppen 335 italienische Zivilisten erschossen.