DOMRADIO.DE: Der Weg zum sogenannten Öko-Grab, wo beginnt der?
Alexandra Hofstätter (Referentin beim Landeskomitee der Katholiken in Bayern): Viele Menschen orientieren sich schon beim Einkauf und auch in anderen Bereichen an den Prinzipien ökologisch, regional, saisonal und fair produziert. Die Leute achten auf einen nachhaltigen Lebensstil. Da ist es ja nur konsequent, wenn man sich auch Gedanken macht, wie man über den Tod hinaus auf dem Friedhof ein positives Erbe für die Mitmenschen und die Umwelt hinterlassen kann.
Das bewegt in der Tat immer mehr Menschen und unsere Broschüre greift diese Themen auf und regt an, sich mit dem Thema zu befassen. Da geht es um eine naturnahe Bepflanzung der Gräber. Moderne exotische Pflanzenzüchtungen mögen vielleicht auf den ersten Blick ganz toll aussehen und sind mit ihren großen und knalligen Blüten ein richtiger Blickfang. Aber sie sind zum Beispiel nicht besonders insektenfreundlich, weil sie den Tieren nicht den lebenswichtigen Nektar bieten. Dann geht es auch um das Thema Graberde. Hier sollte man nach Möglichkeit darauf verzichten auf den Gräbern Torferde zu verwenden. Es geht aber auch um das Thema Grabschmuck und Lichter, denn auch hier kann man nachhaltig handeln.
DOMRADIO.DE: Wie genau kann man beim Grabschmuck und bei den Kerzen nachhaltig handeln?
Hofstätter: Das Thema Grabschmuck, Lichter, Kerzen ist ganz breit. Da ist man schnell beim Thema Plastik. Das ist momentan ja wirklich allgegenwärtig. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nichts darüber zu lesen ist. Und wir alle kennen diese Plastikberge, die sich auf den Friedhöfen häufen und zumeist bestehen die aus ausgebrannten Grablichtern. Aber das muss nicht sein. Es gibt inzwischen nachfüllbare Grablichter, einige Friedhöfe bieten sogar Kerzenautomaten an, sodass man direkt vor Ort nachfüllen kann. Zugegeben, manchmal ist es gar nicht so leicht im Supermarkt diese nachfühlbaren Grablichter zu finden, da heißt es dann die Augen offenhalten, vielleicht auch mal in Fair Trade und Weltläden zu schauen.
Wer hier gar nicht fündig wird, kann sich aber so ein nachfüllbares Grablicht natürlich auch selber zusammenbauen. Alles was man braucht, ist ein geeignetes Glas und eine passende Kerze. Und wer es dann noch ganz ökologisch richtig machen will, der achtet darauf, dass die Kerzen kein Palmöl enthalten.
DOMRADIO.DE: Ich würde gerne nochmal auf das Thema Grabsteine zu sprechen kommen. Sie werden - das hört man immer wieder - aus Indien oder aus China importiert, und wir wissen da arbeiten auch Kinder in den Steinbrüchen unter schwersten Bedingungen. Was kann ich da denn tun?
Hofstätter: Das Thema Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit war tatsächlich der Ausgangspunkt für unsere Broschüre. Im Jahr 2016 gab es da eine Neuerung im bayerischen Bestattungsgesetz. Dadurch ist es Friedhofsträgern nun möglich, durch die Satzungen Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit auf ihren Friedhöfen zu verbieten. Dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger" ist es gelungen nachzuweisen, dass in Indien und indischen Steinbrüchen tatsächlich Kinder unter diesen ausbeuterischen Bedingungen für die Produktion von Grabsteinen arbeiten müssen.
Wer jetzt sichergehen will, dass sein Stein nicht unter solchen Bedingungen produziert wurde, der kann auf bestimmte Siegel achten. Da gibt es das CertifiX Siegel und Fair Stone. Es gibt aber natürlich auch andere Möglichkeiten, in dem man zum Beispiel einen Grabstein aus lokaler Produktion wählt oder eben gar keinen Stein, sondern etwa ein Holz oder ein Metallkreuz. Dann gibt es auch immer die Möglichkeit, dass man alte Grabsteine von aufgelassenen Gräbern umarbeiten bzw. aufarbeiten lässt. So werden dann keine neuen Ressourcen verschwendet.
DOMRADIO.DE: Sie haben eben schon die Pflanzen angesprochen. Sie haben gesagt, es gibt ganz ausgefallene Pflanzen, die von Übersee kommen. Was sind die besseren Alternativen? Welche Pflanzen kommen von hier und können jetzt auf das Grab gepflanzt werden?
Hofstätter: Friedhöfe sind Orte der Trauer, des Rückzugs und der Erinnerung, aber sie sind auch - und das darf man nicht vergessen - Naturoasen, oftmals mitten in der Großstadt und damit ein nicht zu unterschätzender Rückzugsort für viele verschiedene Pflanzen und Tierarten. Friedhöfe verbessern das Stadtklima und bieten Tierarten auch einen geschützten Lebensraum. Dazu kann jeder Grabbesitzer schon etwas beitragen. Da geht es aber nicht alleine darum, dass das die Friedhofsverwaltung macht, da sind wir auch alle selber in der Verantwortung. Ich habe vorher schon gesagt, man kann heimische Blumen, Stauden und Sträucher pflanzen, weil sie zum Beispiel den Nektar bieten für die Insekten. Anregungen gibt es zum Beispiel auch in Kloster und Bauerngärten.
Viele Blumen und Kräuter haben eine ganz lange Tradition, das weiß man oft gar nicht. Sie haben auch eine besondere Symbolik. Der Buchsbaum zum Beispiel steht für Unsterblichkeit und die Hoffnung auf die Auferstehung. Der Efeu für Freundschaft, Treue und das ewige Leben, also Pflanzen, die wirklich auch sehr gut auf Gräber passen. Gerade auch immergrüne Arten eignen sich natürlich toll für dauerhafte Bepflanzung der Gräber und je nach Jahreszeit kann man dann mit Christrosen, Grasnelken, Leberblümchen besondere Farbtupfer setzen. Unsere Broschüre hat da eine Doppelseite mit ganz vielen Pflanzenarten zusammengestellt, die sich dafür besonders gut eignen.
Und gerade jetzt an Allerheiligen waren viele Leute mit Gestecken und Kränzen zu den Gräbern gegangen. Da kann man auch was im Sinne der Ökologie tun, in dem man zum Beispiel bei den Gestecken auf Dekorationen aus Kunststoffen verzichtet und stattdessen Naturmaterialien wie Rindenstücke oder Tannenzapfen benutzt.
Das Gespräch führte Verena Tröster.