US-Bischöfe stellen sich auf Herbsttagung Missbrauchsopfern

"Wir glauben Euch und wir hören Euch zu"

Die US-Bischöfe bekamen einiges zu hören: Mehrere Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche haben bei der Herbstkonferenz der US-Bischöfe deutliche Kritik am bisherigen Umgang der katholischen Kirche mit dem großen Skandal geübt.

Geistlicher mit Händen vor den Augen / © Bob Roller (KNA)
Geistlicher mit Händen vor den Augen / © Bob Roller ( KNA )

Scharfe Kritik richteten sie auch gegen den Vatikan. Dieser hatte der US-Bischofskonferenz die geplante Veröffentlichung einer Charta zum Umgang mit sexuellem Missbrauch und eines Verhaltenskodexes für Bischöfe bis auf Weiteres untersagt.

Der Chef der Überprüfungsbehörde zum Kindesmissbrauch der Bischofskonferenz, Francesco Cesareo, warf ihren Mitgliedern fehlende Transparenz und Entschlossenheit vor. Die Gläubigen seien wütend und frustriert. 

"Sie verlangen Maßnahmen, die auf einen Kulturwandel innerhalb der Führung der Kirche hindeuten. Ihr Misstrauen wird bleiben, bis sie wirklich die Prinzipien von Offenheit und Transparenz leben, die in der Charter stehen", so Cesareo am Dienstag in einer Rede vor den Bischöfen. Sie tagen noch bis Mittwoch in Baltimore. Bisher seien Bischöfe, die Missbrauch vertuschten, zu oft ihrer Bestrafung entkommen.

"Schutz des Vermögens wichtiger als Menschen"

Bereits am Montag (Ortszeit) hatten Vertreter von Missbrauchsopfern die Bischöfe in Baltimore hart kritisiert. Die Kirche habe sich mehr um den Schutz ihres Vermögens als um die ihr anvertrauten Menschen gekümmert, fasste Luis A. Torres vom Laienrat der Diözese Brooklyn die Wut der Betroffenen zusammen. Er habe eine Kirche kennengelernt, die sich "aktiv feindlich gegenüber Kindern" verhalten habe, sagte der Anwalt in Gegenwart mehrerer Bischöfe. Seine Aussagen wurden live von den Medien übertragen.

Pitt Green, die sich zusammen mit Torres in ihrer Opfer-Organisation "Spirit Fire Live" um Versöhnung bemüht, sprach über die Folgen von Missbrauch für die zumeist jugendlichen Opfer: Suizide, Suchterkrankungen, chronische mentale Erkrankungen, zerbrochene Beziehungen. "Wenn man jemanden so sprechen hört, trifft es einen sehr hart", sagte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, auf einer anschließenden Pressekonferenz. Die Aussagen der Opfer seien "sehr bewegend" gewesen. "Wir glauben Euch und wir hören Euch zu", versprach der Bischof von Burlington, Vermont, Christopher J. Coyne.

Kirchenkrise wegen "Machtmissbrauch"

Vertreterinnen katholischer Frauen riefen die Bischöfe auf, bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals mit Laien zusammenzuarbeiten.

Die Situation sei schwierig für die Bischöfe, gestand die frühere Präsidentin der Leadership Conference of Women Religious, Schwester Teresa Maya, in Baltimore zu. Die Exekutivdirektorin des nationalen katholischen Jugendbundes, Christiana Lamas, sagte, die Ursache der Kirchenkrise sei "Machtmissbrauch". Die Laien könnten beim Wiederaufbau helfen.

"Mutige Hirten" statt "ängstliche Schafe"

Unterdessen kritisierte Marie Collins, prominentes Opfer von Missbrauch in Irlands Kirche, die Anweisung des Vatikan, die US-Bischöfe sollten vor der Weltbischofskonferenz im Februar nicht über weitere Maßnahmen im Missbrauchsskandal entscheiden. "Kann jetzt irgendjemand noch glauben, im Vatikan sehe man die Verantwortlichkeit der Kirchenführung als Priorität?", so Collins auf ihrer Website.

Der frühere Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, veröffentlichte derweil eine Botschaft an die US-Bischöfe, in der er sie aufrief, den Missbrauchsskandal nicht wie "ängstliche Schafe", sondern als "mutige Hirten" anzugehen.


Luis A. Torres Jr., Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in den USA / © Bob Roller (KNA)
Luis A. Torres Jr., Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in den USA / © Bob Roller ( KNA )

Teresa Pitt Green, Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in den USA, spricht während der Herbstvollversammlung der US-amerikanischen Bischofskonferenz / © Bob Roller (KNA)
Teresa Pitt Green, Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in den USA, spricht während der Herbstvollversammlung der US-amerikanischen Bischofskonferenz / © Bob Roller ( KNA )
Quelle:
KNA
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