Kardinal Woelki richtet Beirat für Betroffene sexualisierter Gewalt ein

Echter Haltungswechsel

Als eines der ersten Bistümer in Deutschland richtet das Erzbistum Köln einen Beirat für Betroffene von sexualisierter Gewalt ein. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hatte diese Maßnahme bereits im September angekündigt.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Oliver Berg (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Oliver Berg ( dpa )

Damals waren die Ergebnisse der Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ bekannt geworden.

"Es geht um einen echten Wechsel in unserer Haltung und um eine Begegnung mit den Betroffenen auf Augenhöhe. Mit dem Betroffenenbeirat verändern wir deshalb unsere Perspektive und geben den Betroffenen eine feste Stimme. Wir wollen mit Ihnen über ihre schlimmen Erlebnisse sprechen und ihr Leid anhören, auch wenn wir es nicht ungeschehen machen können. Gemeinsam wollen wir auch aus diesen Gesprächen Erkenntnisse gewinnen, die in die Arbeit unserer Präventions- und Interventionsstellen einfließen sollen, um deren wichtige Arbeit noch weiter zu entwickeln." Woelki hat sich und wird sich auch weiterhin mit Betroffenen treffen und begrüßt, dass diese bereits bei der Konzeption des Beirats mitgewirkt haben.

Expertengremium begleitet die Arbeit des Erzbistums Köln

Der Beirat begleitet als Expertengremium die Arbeit des Erzbistums Köln im Themenfeld sexualisierter Gewalt aus der Sicht der Betroffenen. Das Gremium wird Positionen und Vorschläge im Hinblick auf geplante neue Maßnahmen im Bereich der Intervention und Prävention erarbeiten und bereits geltende Regelungen zum Umgang mit Fragen der sexualisierten Gewalt mit evaluieren.

"Der Beirat soll aus 12 Mitgliedern unterschiedlicher Altersgruppen bestehen, die selbst in verschiedener Weise von Missbrauch betroffen waren" so Oliver Vogt, Interventionsbeauftrager des Erzbistums. "Für die Mitwirkung im Betroffenenbeirat werben wir und laden ein sich vertrauensvoll bei uns zu melden." Der externe Beraterstab des Erzbischofs wird aus den Rückmeldungen eine Vorschlagsliste erarbeiten, um den Beirat möglichst paritätisch zu besetzten.

Erklärung zur Einrichtung des Betroffenenbeirats

"Ich bin froh, dass ich an der Konzeption des Betroffenenbeirats mitwirken konnte", sagt Patrik Bauer, Betroffener von sexuellen Missbrauch, zu der Entwicklung. "Endlich wird institutionell festgeschrieben, dass nicht mehr über uns als Betroffene von sexualisierter Gewalt gesprochen wird, sondern mit uns. Damit werden wir zu Handelnden, zu Subjekten und werden nicht mehr objektiviert und relativiert. Wir können den Betroffenen, die durch die Erfahrung von sexualisierter Gewalt sprachlos geworden sind, eine Stimme geben. Die Bedürfnisse, Klagen, Wünsche und Hoffnungen der Betroffenen dringen durch den Betroffenenbeirat direkt in die Ohren der Bistumsleitung und dort sollen sie auch klingeln".

Bauer habe die Hoffnung, dass es dem Betroffenenbeirat gelingt, das Thema sexualisierte Gewalt im Horizont kirchlicher Öffentlichkeit zu halten und die Präventionsarbeit innerhalb des Erzbistums zu unterstützen, zu stärken und stetig zu verbessern. Der Beirat solle dazu beitragen, die Geschichte von Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln offen zu legen und letztlich Stachel im Fleisch derjenigen zu sein, die immer noch vertuschen und verdrängen wollen.


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