Schuster kandidiert erneut als Präsident des Zentralrats

Mahner und Macher

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, könnte an diesem Sonntag für eine zweite Amtszeit gewählt werden. Dann kommt die Ratsversammlung des Zentralrats zusammen.

Joseph Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Joseph Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Auf der Ratsversammlung in Frankfurt am Main entscheidet sich, ob Schuster für weitere vier Jahre an der Spitze des Verbandes stehen wird. Die Ratsversammlung des Zentralrats ist das oberste Entscheidungsgremium des Verbandes und kommt jeweils am letzten Sonntag im November zusammen. Schuster war 2014 als Nachfolger von Dieter Graumann zum Präsidenten gewählt worden.

Rückblick und Wahl

Die knapp 100 Delegierten aus den jüdischen Gemeinden in Deutschland wählen zunächst drei Mitglieder für vier Jahre in das Präsidium des Zentralrats. Das Direktorium wählt weitere sechs Mitglieder für das Präsidium, das sich in seiner kompletten Besetzung mit neun Leuten aus den eigenen Reihen für einen Präsidenten und zwei seiner Stellvertreter entscheidet. Derzeit sind Abraham Lehrer und Mark Dainow Vizepräsidenten.

Auf der nicht-öffentlichen Ratsversammlung wird nach Angaben des Zentralrats zudem der Haushalt für das kommende Jahr beschlossen. Zudem will Schuster in einem Rückblick Aktivitäten und Ereignisse der vergangenen Monate Revue passieren lassen. Als Gast werde der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff erwartet, hieß es.

"Die politische Debatte ist aggressiver geworden"

Josef Schuster hat sich schon immer beherzt zu Wort gemeldet, aber in den vergangenen Monaten vielleicht noch deutlicher. Als Mahner und gewichtige Stimme des Judentums in Deutschland, wenn es um rechten und muslimischen Antisemitismus, Rechtsextremismus, AfD oder die Migrationsdebatte geht. Seit er vor vier Jahren das Amt als Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland übernahm, seien "rote Linien" verschoben worden, sagte der 64-Jährige Ende Oktober in einem Interview der "Jüdischen Allgemeinen".

Und: "Die politische Debatte ist aggressiver geworden." In derselben Zeitung kündigte der in Würzburg lebende Mediziner an, erneut als Präsident kandidieren zu wollen. An diesem Sonntag tagt in Frankfurt am Main dazu die Ratsversammlung. Schuster war am 30. November 2014 als Nachfolger von Dieter Graumann zum Präsidenten gewählt worden.

"Zwei große Erfolge"

Seit 2010 war der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Würzburg Vizepräsident des Gremiums, seit 2002 stand er an der Spitze des Landesverbandes seiner Religionsgemeinschaft in Bayern. "Nach reiflicher Überlegung bin ich zu der Entscheidung gekommen, meinen Hut nochmals in den Ring zu werfen", sagte Schuster der Wochenzeitung, die vom Zentralrat der Juden herausgegeben wird, zum Präsidentenamt, das "nicht immer vergnügungssteuerpflichtig" sei.

Dennoch gebe es auch eine gewisse Befriedigung, "denn mitunter hat man das Gefühl, dass man doch etwas bewegen kann". Und das war aus seiner Sicht gar nicht so wenig. Als "zwei große Erfolge" nannte Schuster die Einführung von Felix Klein als Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung in diesem Jahr sowie die Erhöhung des jährlichen Bundeszuschusses für den Zentralrat um 3 Millionen auf 13 Millionen Euro. Einen entsprechenden Gesetzentwurf zu einem Vertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat hatte der Bundestag in der vergangenen Woche einstimmig beschlossen.

Sollte er Präsident der Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden hierzulande bleiben, hat er offenbar schon genaue Vorstellungen für weitere Ziele. In der Zeitung nannte er die Einführung von Rabbinern bei der Bundeswehr, eine Verbesserung von Integrationskursen, ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle und die Realisierung der Pläne für eine Jüdische Akademie.


Quelle:
KNA