Abdel-Samad: Staat muss Islamverbände in die Pflicht nehmen

"Lieber eine harte Reaktion"

"Der Staat hat Fördergelder ausgeschüttet, aber nichts ist passiert": Der Politologe Hamed Abdel-Samad hält eine härtere Gangart des Staates gegenüber den Islamverbänden für dringend erforderlich.

Islam in Deutschland / © Boris Roessler (dpa)
Islam in Deutschland / © Boris Roessler ( dpa )

Obwohl die Bundesregierung im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz seit 12 Jahren den Dialog mit den Verbänden suche, hätten sie sich nicht auf die freiheitlich-demokratische Gesellschaft zubewegt, sagte Abdel-Samad der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Berlin. "Der Staat hat Fördergelder ausgeschüttet, aber nichts ist passiert." Die Verbände strebten eine Anerkennung nach dem Staatskirchenrecht an, ohne die Voraussetzungen dafür zu erfüllen. Abdel-Samad äußerte sich am Rande der Auftaktveranstaltung zur vierten Deutschen Islamkonferenz.

Ein "totes Projekt"

Mit Blick auf die Ausbildung von Imamen in Deutschland sprach der Islamkritiker von einem "toten Projekt". An keinem der fünf universitären Standorte für islamische Theologie gebe es noch entsprechende Angebote. "Auch deshalb, weil die Absolventen von den Islamverbänden gar nicht angestellt werden." Aus seiner Sicht darf zudem nicht allein über die formalen Rahmenbedingungen der Imamausbildung diskutiert werden, sondern es gehe vor allem über fortschrittliche theologische Konzepte.

Die Verbände wollten in Deutschland ein rückschrittliches Islamverständnis etablieren, das die Abschottung von Muslimen in der deutschen Gesellschaft befördere. Es dürfe nicht sein, dass sie Imame aus dem Ausland importierten, um diese Auslegung des Islam zu verfestigen. Als Vorbild nannte Abdel-Samad die Politik in Österreich, das die Entsendung von Imamen aus dem Ausland untersagt hat. "Lieber eine harte Reaktion als Hofierung eines reaktionären Islam."


Quelle:
KNA