DOMRADIO.DE: Die Eltern von Maria Ladenburger haben jetzt im Namen ihrer Tochter eine Stiftung gegründet, die Maria Ladenburger-Stiftung. Den Vorsitz haben Sie übernommen. Welche Verbindung haben Sie zur Familie Ladenburger?
Dr. Michael Lauk (Vorsitzender der Maria Ladenburger-Stiftung): Die Familie Ladenburger habe ich bis Anfang dieses Jahres überhaupt noch nicht gekannt. Ich bin Vorsitzender des Verbands der Freunde der Universität Freiburg. Wir managen Stiftungen, die unselbstständig sind. Wir wurden Anfang Januar von der Familie Ladenburge kontaktiert, die gerne im Umfeld der Universität eine Stiftung gründen wollte. So kam ich praktisch mit der Familie in Verbindung.
Es war damals sehr interessant, selbst zu erleben, wie wenig man sich bis dorthin als Freiburger mit dem Opfer dieser Tat beschäftigt hat. Die Tat war ja in der Stadt präsent. Es war schrecklich, was damals in der Stadt an Unsicherheit unterwegs war – bis heute übrigens. Für uns im Verband war natürlich die Stiftungsgründung relativ ungewöhnlich. Aber so kamen wir eben mit der Familie Ladenburger in Verbindung und haben uns später auch getroffen und viel telefoniert.
DOMRADIO.DE: Das Verbrechen an Maria Ladenburger wurde und wird auch noch von verschiedenen Gruppen politisch instrumentalisiert. Diese Stiftung will jetzt aber betonen, dass sie genau das nicht will. Sie will keinem politischen Zweck, sondern einem karitativen Zweck dienen. Inwiefern?
Lauk: Der Punkt ist natürlich sehr wichtig. Es geht im Grunde genommen darum, dass man den Namen Maria in den Vordergrund stellt, ihre Ideale, ihr Leben, was sie auch gemacht hat. Sie ist Medizinstudentin gewesen, ist dem Studium mit Begeisterung nachgegangen, weil sie Ärztin werden wollte, um anderen Menschen zu helfen. Es war also ganz klar auch ein Teil von ihr.
Dieser karitative Hintergrund soll allerdings auch in der Hinsicht nicht weiter instrumentalisieren, dass überhaupt nicht um die Opfer getrauert wird. Das macht die andere politische Seite - mehr am rechten Rand - ja bei solchen Verbrechen immer wieder, nicht nur bei diesem in Freiburg, sondern auch bei anderen. Damit werden einfach nur die eigenen Ziele in den Vordergrund gestellt. Darum soll es gar nicht gehen.
Was vielleicht auch wichtig ist zu korrigieren: Es wird immer wieder gesagt, dass sie in der Flüchtlingshilfe gearbeitet hat. Das stimmt so gar nicht. Wir sind immer wieder erstaunt, woher das kommt. Das hält sich auch relativ hartnäckig. Sie war in einem Verein tätig, der unter anderem auch ein Projekt hatte, aber sie selbst war mehr in der Entwicklungshilfe im Bereich der Unterstützung von Bildung in Ghana unterwegs, das war ihr Steckenpferd.
DOMRADIO.DE: Die Familie hat tatsächlich zu all dem Leid und der Trauer, die es da zu bewältigen gab und gibt zusätzlich auch noch Hassmails bekommen und ist angegangen worden. Wieso? Was genau ist da vorgefallen?
Lauk: Der Hintergrund ist, dass es Menschen gibt, die der Familie und Angehörigen nahelegen, dass schreckliche Dinge der Lohn seien oder, sage ich mal, die Folge davon seien, dass man weltoffen ist und offene Grenzen hat und auch Kinder weltoffen erzieht. Es gibt sehr viele Menschen, die daraus einen Vorwurf bauen wollen und versuchen, unter den Menschen Hass zu streuen. Aus so einer Tat soll praktisch noch mehr Hass auf bestimmte Gruppen geschöpft werden.
Dem ist die Familie ganz klar entgegengetreten, auf der Veranstaltung letzte Woche zum Beispiel, das kam abends sogar in den Tagesthemen. Der Vater und die Mutter sind dem da noch einmal ganz deutlich entgegengetreten und haben gesagt, dass diese Spirale des Hasses nicht sein darf. Die bringt auch eine Gesellschaft nicht weiter. Und die wäre auch nicht in Marias Sinne gewesen.
DOMRADIO.DE: Wie sind heute die Reaktionen auf diese Stiftung? Gibt es da mittlerweile auch Unterstützer?
Lauk: Es gibt extrem viele Unterstützer, teilweise sogar so viele, dass wir im Verband der Freunde personell und administrativ damit überfordert waren. Davon sind wir sehr angetan. Es gab auch sehr große Unterstützer, teilweise natürlich Freunde, Verwandte, Bekannte der Familie, aber teilweise auch Menschen, die im Grunde genommen mit der Familie oder mit uns im Verband der Freunde nicht direkt in Verbindung stehen, sondern einfach davon gelesen haben, die Idee toll finden und sagen: Das würden wir gerne unterstützen.
Da gab es doch sehr viele positive Signale, viele positive E-Mails und Schreiben, was uns sehr gefreut hat! Wir sind zuversichtlich, dass doch viele Menschen optimistisch in die Zukunft blicken.
Das Interview führte Verena Tröster.