Misereor zeigt Ausstellung über Homosexuelle

"Glaube und Liebe dürfen nicht getrennt werden"

"Wir brauchen eine inklusive und diverse Theologie": Das katholische Hilfswerk Misereor hat sich mit einer Ausstellung das Thema Homosexualität ins Haus geholt.

Mit Homosexualiät tut sich Kirche schwer (dpa)
Mit Homosexualiät tut sich Kirche schwer / ( dpa )

"Ziel ist es, zur Wahrung der Würde und Rechte von Lesben, Schwulen und Bi- und Transsexuellen beizutragen", sagte Markus Büker, der bei Misereor für theologische Grundsatzfragen zuständig ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Büker holte die Ausstellung mit dem Titel "Verschaff mir Recht", die von der Initiative "Homosexuelle und Kirche" konzipiert wurde, für Misereor mit der Bischöflichen Akademie nach Aachen. "Die Schau soll der Startschuss für einen Prozess innerhalb des Hilfswerks, aber auch ein Zeichen nach außen sein", erläuterte Büker.

Keine Ausgrenzung

In den Räumen der Bischöflichen Akademie werden Personen aus unterschiedlichen Ländern vorgestellt, die über ihre Erfahrungen als Lesbe, Schwuler oder Transsexuelle berichten. "Wir setzen uns bisher für die Rechte verschiedener Gruppen ein wie Bauern, Frauen und Flüchtlinge, aber nicht für Homosexuelle. Das möchten wir ändern", sagte Büker. "Gutes Leben für alle ist nicht möglich, wenn wir eine Gruppe ausgrenzen."

Zudem erfolge die Diskriminierung von Homosexuellen immer wieder aus einer religiösen Motivation. "Wir brauchen eine inklusive und diverse Theologie. Glaube und Liebe dürfen nicht getrennt werden, das muss für alle zusammengehen können."

"Tabuisierung der Sexualität"

Bislang seien die Reaktionen auf die Ausstellung vorwiegend positiv, sagte der Theologe. "Wir hatten vor allem befürchtet, dass das Leid der Menschen nicht ernstgenommen wird." Gerade in der katholischen Kirche täten sich noch viele schwer mit dem Thema. Aber Feindseligkeit gegenüber Lesben, Schwulen und Transsexuellen begegne einem in vielen Religionsgemeinschaften.

"Für uns stellt sich die Frage, was Vielfalt für Misereor heißt", sagte Büker. 70 Prozent der Partnerorganisationen in den Ländern des Südens seien kirchlich. "Homophobie ist bei ihnen häufiger anzutreffen." Grund sei eine Mischung aus Vorbehalten in Kultur, Gesellschaft und Religion, so dass Menschen ihre Chance auf Familie, Bildung und Gesundheit verlören. "Dahinter steht die Tabuisierung der Sexualität, so etwas kann man nicht von heute auf morgen ändern." Aber die Lehre aus dem Missbrauchsskandal müsse sein, hinzuschauen und diese Tabuisierung aufzubrechen.

"Wir wollen ins Gespräch kommen mit unseren Partnern, aber nicht als Vertreter des Westens, die alles besser wissen", betonte Büker. Dazu gehöre auch, Patriarchat und Gewalt in der Gesellschaft zu erkennen. Deshalb sei ein guter Weg, die lokalen Organisationen mit Homosexuelleninitiativen in Kontakt zu bringen. Allerdings sei es sehr schwierig, eine Grenze zu ziehen, ab wann die Zusammenarbeit eingestellt werde. "Wie arbeiten wir mit einem Menschenrechtsverteidiger, der sich sehr erfolgreich für Bauern, Ureinwohner und Frauen einsetzt, aber nicht mit Schwulen umgehen kann?"

 

Quelle:
epd