Die 100 größten Rüstungskonzerne verkauften laut der Sipri-Studie 2017 Waffen und militärische Dienstleistungen im Wert von 398,2 Milliarden US-Dollar (349,6 Milliarden Euro). Das waren 2,5 Prozent mehr als 2016 und 44 Prozent mehr als im Jahr 2002.
US-Unternehmen stehen nach wie vor an der Spitze der weltweiten Rüstungsproduzenten; fünf von ihnen finden sich unter den ersten zehn. Die 42 in der Rangliste aufgeführten US-Unternehmen haben ihre Verkäufe um zwei Prozent gesteigert und stehen nun laut Bericht für 57 Prozent aller weltweiten Waffenverkäufe. "US-Unternehmen profitieren direkt von der anhaltenden Nachfrage des US-Verteidigungsministeriums nach Waffen", sagte die Sipri-Expertin für Militärausgaben, Aude Fleurant.
Starke Zuwächse bei russischen Konzernen
Russische Konzerne haben in der Rangliste mit einem Gesamtanteil von nunmehr 9,5 Prozent den zweiten Platz übernommen. Sie steigerten ihre Produktion um 8,5 Prozent und verdrängten Großbritannien vom zweiten Platz in dem Ranking. Einige der zehn gelisteten russischen Konzerne konnten demnach sogar Zuwächse von 22 und 25 Prozent verzeichnen. Sie profitierten damit von der Modernisierung des Waffenarsenals durch die russische Regierung, sagte Sipri-Experte Siemon Wezeman.
Die 24 größten Rüstungsunternehmen in Westeuropa steigerten ihren Absatz um 3,8 Prozent auf 94,9 Milliarden US-Dollar. Sie haben damit einen Anteil von 23,8 Prozent. "Viele Länder modernisieren ihre Waffensysteme. Das ist seit langem geplant und geht über einen langen Zeitraum", sagte Fleurant. Die Spannungen in bestimmten Ländern und Regionen hätten die Nachfrage nach moderneren Systemen steigen lassen. Die Forderungen der USA, die europäischen Länder sollten einen größeren Nato-Beitrag leisten, sei an den Daten allerdings noch nicht ablesbar.
Die deutschen Rüstungskonzerne steigerten ihre Verkäufe um 10 Prozent und haben damit einen Anteil von 2,1 Prozent an der weltweiten Waffenproduktion.
"Deutsche Rüstungsexportkontrolle zu schwach"
Nach Ansicht der Hilfsorganisation "Brot für die Welt" konterkarieren die weiter steigenden Rüstungsausgaben die internationale Entwicklungshilfepolitik. "Diese Entwicklung ist ein Skandal angesichts der Tatsache, dass Kriege und Konflikte - neben dem Klimawandel - als die größten Armutstreiber weltweit gelten", sagte Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). "Entwicklungshilfe könnte mehr Wirkung erzielen, wenn Gewaltkonflikte nicht fortlaufend ihre Ergebnisse zerstören würden."
Weiter kritisierte die "Brot für die Welt"-Präsidentin die deutsche Rüstungsexportkontrolle als zu schwach. Es finde keine effektive Endverbleibskontrolle der exportierten Waffen statt. Das zeige aktuell der in Stuttgart anhängige Prozess gegen den Waffenhersteller Heckler & Koch wegen des Verdachts der Umgehung der Rüstungsexportrichtlinien in Mexiko. "Die Bundesregierung muss sich zumindest an ihre selbstgesetzten Grundsätze halten und keine Rüstungsgüter mehr in Kriegs- und Krisengebiete und an Staaten, die Menschenrechte verletzen, exportieren."
"Mehr internationale Zusammenarbeit"
Auch der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion hält die von Sipri nachgezeichnete Entwicklung für gefährlich. "Das letzte, was die Welt derzeit braucht, sind mehr Waffen", sagte Omid Nouripour der Zeitung. Die Zahlen von Sipri seien auch deshalb so beunruhigend, "weil sie mit einer Erosion multilateraler Strukturen einhergehen. Wir brauchen heute mehr internationale Zusammenarbeit, statt Aufrüstung und nationale Alleingänge", mahnte Nouripour.