Nach Ansicht des Freiburger katholischen Theologen und Weihnachtsforschers Stephan Wahle können auch Konsum und Kommerz den wahren Sinn des Weihnachtsfestes nicht zerstören. "Irgendwo lugt dann doch die Frohe Botschaft hervor", sagte er am Wochenende im Interview der "Rheinpfalz".
Das beobachte er immer wieder, auch wenn "die gelebte vorweihnachtliche Praxis bei vielen Menschen relativ weit entfernt ist von dem, was die biblische Grundbotschaft von Weihnachten ausmacht". Dazu gehöre vor allem der Glaube an die Menschwerdung Gottes, verbunden mit der Freude daran und der Hoffnung auf eine bessere Welt.
Alle mögen Weihnachten
"Sogar Atheisten oder Humanisten schätzen Weihnachten, eben weil es existenzielle Fragen berührt, und weil darin auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Alltagsleben zum Ausdruck kommt", ergänzte Wahle. "Die Menschen haben das Gefühl, dass da etwas ist, was über den Alltag und auch über andere Feste hinausreicht, was viel mehr ist als das."
Oft geschehe es sicher unbewusst, so der Wissenschaftler weiter, aber "eine Art von Gottesbegegnung ist in der festlichen weihnachtlichen Atmosphäre vielfach erlebbar, auch jenseits klassischer Orte wie Kirchen." Diese seien übrigens in der Adventszeit spürbar voller: "Bei allem weltlichen Brimborium: Die Empfänglichkeit des Menschen für Spirituelles ist zu dieser Zeit besonders ausgeprägt. Nur dadurch erklärt sich der ganze Zauber von Weihnachten."
Worum es an Weihnachten geht
Das Fest der Geburt Jesu ist nach Ansicht des Theologen wie "eine Besinnung auf das, was wesentlich ist, auch in Abgrenzung gegen eine bedrohlich erscheinende Welt". Die Menschen erlebten an Weihnachten einen starken Wunsch nach Dankbarkeit, Stille und Besinnlichkeit.
Und auch wenn die religiöse Komponente heute vielfach verblasse, sei das Fest "keineswegs nur eine Hülle für zunehmenden Konsum und Kommerz. Es ist auch ein Stück spirituelles Gemeinschaftserlebnis."