Der Tod eines Kirchenmannes als Großereignis - das kommt eher selten vor. Doch als Kardinal Karl Lehmann am 11. März 2018 im Alter von 81 Jahren starb, war die Trauer mit Händen zu greifen.
Nicht nur Repräsentanten von Staat, Kirchen, Politik und Gesellschaft nahmen in einer feierlichen Totenmesse im Mainzer Dom Abschied von dem fast 33 Jahre amtierenden Bischof. Laut Polizei säumten 8.000 Menschen die Straßen der Altstadt, als der stille Trauerzug mit dem Holzsarg in einem weißen Leichenwagen seinen Weg nahm.
Unzählige Menschen erwiesen ihm die letzte Ehre
Schon als Lehmann zuvor in der Mainzer Augustinerkirche acht Tage offen aufgebahrt war, war die Anteilnahme der Bevölkerung "sehr beeindruckend", so Bistumssprecher Tobias Blum.
Damals sei ein "nicht abreißender Strom von Menschen" gekommen, um Lehmann die letzte Ehre zu erweisen. Das inzwischen geschlossene Online-Kondolenzbuch für den Verstorbenen umfasste schon fünf Tage nach seinem Tod mehr als 700 Einträge.
In der Bischofsgruft des Doms fand Lehmann schließlich seine letzte Ruhestätte. Hier gibt es zwar keinen Massenansturm, aber "immer wieder kommen Menschen in den Dom und fragen gezielt nach dem Grab Lehmanns", berichtet Domdekan Heinz Heckwolf.
Als Altbundespräsident Joachim Gauck am 3. Juli das Grab besuchte, schrieb er ins Kondolenzbuch, was viele dachten: "Zusammen mit vielen Christen unterschiedlicher Konfessionen denke ich häufig an ihn - so als wäre er lebendig unter uns."
Posthume Ehrungen im Sport
Seit seinem Tod hat der Kardinal bereits zahlreiche posthume Ehren erfahren - sogar im Bereich des Sports. Am 17. März spielte Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 im Derby gegen Eintracht Frankfurt mit Trauerflor.
Lehmann war Ehrenmitglied des FSV und Schirmherr des karitativen Vereins "Mainz 05 hilft". Den Kontakt hielt er auch durch gelegentliche Besuche der Heimspiele.
Im April wurde bekannt, dass das seit Jahren auf dem Platz des Golfclubs Rheinhessen ausgetragene Benefiz-Golfturnier der Stiftung Hoher Dom zu Mainz in "Karl Kardinal Lehmann-Gedächtnisturnier" umbenannt werden soll. Die Namensänderung soll zum nächsten Turnier am 17. Juni 2019 erfolgen.
2007 hatte unter Schirmherrschaft Lehmanns auf dem Platz des Golfclubs Rheinhessen ein erstes Benefiz-Turnier unter dem Motto "Golfen im Schatten des Mainzer Doms" stattgefunden - zugunsten der Stiftung Hoher Dom zu Mainz. Damals waren Spenden in Höhe von 25.000 Euro zusammengekommen.
Lehmanns Porträt auf dem Mainzer "Weihnachtstaler"
Lehmanns Konterfei ziert nun auch eine Gedenkmünze zu Weihnachten. Der Mainzer "Weihnachtstaler", auf dem Lehmann mit Mitra und Bischofsstab zu sehen ist, wird laut Volksbank in zwei Varianten angeboten - als Feinsilber-Medaille und, wesentlich teurer, in Feingold.
Ein Teil des Erlöses komme dem Kinderneurologischen Zentrum Mainz zugute. Lehmanns Porträt schmückt die Vorderseite der Münze, während auf der Rückseite der Mainzer Weihnachtsmarkt unter dem Lichterhimmel zu sehen ist.
Ende April hatte die Mainzer CDU vorgeschlagen, einen Platz in der Innenstadt nach Lehmann zu benennen. Die Stadtverwaltung solle gebeten werden, nach geeigneten Orten zu suchen und dabei auch das Bistum einzubinden. Inzwischen wird die Sache allerdings nicht als vorrangig angesehen.
Lehmann als Ehrenbürger der Stadt Mainz
Der Oberbürgermeister und der Stadtrat seien zwar "grundsätzlich dafür", nicht aber für eine Umsetzung des Vorhabens zum jetzigen Zeitpunkt, sagte Stadtpressesprecher Marc Andre Glöckner. Man wolle zunächst das "Trauerjahr" abwarten.
Auch Bistumssprecher Tobias Blum ist "grundsätzlich offen" für das Anliegen, Lehmann als Ehrenbürger der Stadt Mainz auf diese Weise "im Stadtbild zu ehren". Gleichwohl sei "dabei sicherlich keine besondere Eile geboten".
Zum Vergleich: Nach Kardinal Hermann Volk (1903-1988), ebenfalls Ehrenbürger der Stadt Mainz, war 2004 ein Platz benannt worden, also erst 16 Jahre nach seinem Tod.