Bei Weihnachtsplätzchen und Schwimmbadbesuch

"Zwischen den Jahren" in der Kita

Wenn zwischen Weihnachten und Silvester der Stress nachlässt, Ruhe unter dem Baum einkehrt und die Kinder mit dem neuen Spielzeug spielen - dann brauchen manche Familien Alternativen, weil die Eltern zur Arbeit müssen.

Autor/in:
Nadine Vogelsberg
Diakon Barthel Held besucht als Nikolaus einen katholischen Kindergarten in Bonn (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Diakon Barthel Held besucht als Nikolaus einen katholischen Kindergarten in Bonn (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

Zwischen Weihnachten und Silvester arbeiten? Keine schöne Vorstellung. Nicht selten aber es bleibt Arbeitnehmern keine andere Wahl. Für Eltern stellt sich dann mitunter die Frage: Wohin mit den Kindern? Nur selten findet man Kitas, die zwischen Heiligabend und Neujahr öffnen.

Die Kita Villa Regine in Ahlen bietet diesen Service. "Bei uns sind das zehn Prozent der Kinder, die diesen Bedarf haben", berichtet Kita-Leiter Ludger Althoff. In Ahlen kennt er keine andere Kita, die für diese Kinder da wäre: "Soweit ich weiß, sind wir die einzigen". Genau Zahlen zu offenen Kitas liegen auch dem Familienministerium nicht vor. Man gehe davon aus, dass viele Betriebe zu dieser Zeit ohnehin geschlossen hätten und die Eltern diesen Zeitraum für familiäres Beisammensein nutzten, heißt es.

Kita darf bis zu 30 Werktage im Jahr schließen

Mehr als 30 Werktage darf eine Kita dem Kinderbildungsgesetz zufolge nicht schließen. Sind Einrichtungen aber doch einmal zu, hat das Jugendamt vor Ort im Bedarfsfall für die Kinder, die nicht von ihren Eltern betreut werden können, eine anderweitige Betreuungsmöglichkeit sicherzustellen. Wie diese aussehen könnte, wird vor Ort geklärt.

Ludger Althoff von der Kita Villa Regine fragt die Eltern vor den Feiertagen, wer zwischen Weihnachten und Neujahr Betreuungsbedarf hat. Kommen genug Kinder zusammen, öffnet die Kita. Wenn nicht, wird eine Tagesmutter engagiert, die für die wenigen angemeldeten Kinder da ist. Ähnlich geht auch die Leiterin einer Kita im Norden der bei Unna gelegenen Stadt Werl vor. Manuela Wohlgethan öffnet ihre Kita zwischen Weihnachten und Silvester bei genügend Kindern, sonst kommt eine Tagesmutter.

Arbeit "zwischen den Jahren" hat Vorteile

Die Arbeit "zwischen den Jahren" habe durchaus Vorteile, berichtet Leiterin Manuela Wohlgethan. An diesen Tagen fielen viele Verwaltungsaufgaben weg. Sie und ihre Kollegen könnten dann ganz für die Kinder da sein - und diese wiederum selbst mitbestimmen, was sie wann tun wollten. "Es wird alles sehr familiär gestaltet", sagt Wohlgethan. Plätzchen backen stehe dann auf dem Programm - oder Geschichten vorlesen in gemütlicher Atmosphäre.

Ludger Althoff handhabt das in seiner 24-Stunden-Kita ganz ähnlich. So geht er mit den Kleinen auf Erkundungstour in den Ort, auf einen anderen Spielplatz oder ins Schwimmbad. In Kleingruppen sei so etwas sehr gut möglich. Manche Kinder wären trotz weihnachtlich geschmückter Kita lieber zuhause, anderen gefielen die besonderen Angebote, sagt Althoff. "Das war eigentlich auch mein Ansinnen, dass die Kinder nicht sagen 'Wir müssen länger bleiben' sondern 'Wir dürfen länger bleiben'."

Althoff: Anfrage nach solchen Angeboten könnte steigen

Manchmal gibt es Anfragen anderer Kitas, ob Kinder von dort mit Betreuungsbedarf nicht auch nach Ahlen oder Werl in die Kita kommen könnten. Einmal dort angelangt, werden alle Jungen und Mädchen meist zusammen betreut. In Ahlen findet eine grobe Einteilung nach Alter statt, sodass jeweils eine Erzieherin für die älteren und eine für die jüngeren Kinder da ist.

Grundsätzlich könnte die Nachfrage nach solchen Angeboten laut Althoff steigen. Je mehr Mütter arbeiten gingen und je länger Geschäfte geöffnet hätten, desto mehr brauche es offene Kitas in den sogenannten Randzeiten, also früh morgens und spät abends - und in der Zeit "zwischen den Jahren".


Gummistiefel im Kindergarten / © Harald Oppitz (KNA)
Gummistiefel im Kindergarten / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA