Debatte um Silvester-Feuerwerk

Verzicht auf Böller?

Die Diskussion um ein Knallerverbot an Silvester hält weiter an. Bundesinnenministerium und Bundesumweltamt warnten am Samstag vor Schäden und Gefahren durch Feuerwerk und riefen zu freiwilliger Selbstbeschränkung auf.

 (DR)

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund und CDU-Vize Julia Klöckner lehnten den Vorstoß der Deutschen Umwelthilfe für schärfere Vorschriften gegen Silvesterböller ab. Aus den Kirchen kommen unterdessen Aufrufe, zumindest auf einen Teil des Feuerwerks zu verzichten und das gesparte Geld für einen guten Zweck zu spenden.

"Nach Mitternacht sollte Schluss sein"

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings, sagte dem "Tagesspiegel" (online): "Jeder, der Feuerwerkskörper zündet, sollte dies besonnen und verantwortungsvoll tun und die Gefahren für sich und andere kennen." Auf keinen Fall dürfe ein Feuerwerk in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen oder großen Menschenansammlungen abgebrannt werden. "Mit Raketen und Böllern sollte eine Stunde nach Mitternacht Schluss sein."

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU), mahnte das Land Berlin, die geltenden Beschränkungen konsequent durchzusetzen: "In keiner anderen deutschen Großstadt, die ich kenne, wird so exzessiv und so lange geböllert wie in Berlin."

Auch die Präsidentin des Bundesumweltamtes, Maria Krautzberger, rief dazu auf, weniger Raketen und Knallkörper zu kaufen. Damit könne die Feinstaubbelastung verringert werden.

Klöckner für strengere Vorschriften

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte der "Passauer Neuen Presse", Feuerwerk sollte als Brauchtum respektiert werden; die Menschen sollten nicht bevormundet werden. Sie brächten damit ihre Lebensfreude, aber auch ihre Hoffnung auf ein glückliches neues Jahr zum Ausdruck. Es fehle ohnehin nicht an Vorschriften und Verboten. Allerdings müssten Sicherheitsanforderungen streng beachtet werden.

CDU-Vize Julia Klöckner sprach sich im "Spiegel" (Samstag) ebenfalls gegen strengere Vorschriften aus. Die geltenden Regeln reichten aus, sagte die Bundeslandwirtschaftsministerin. Die Umwelthilfe hatte gefordert, Feuerwerk aus Innenstädten mit hoher Feinstaubbelastung zu verbannen. Beim vergangenen Jahreswechsel waren zudem zwei Menschen durch Böller ums Leben gekommen.

Dass es immer wieder "Deppen" gebe, die ihre Mitmenschen in Gefahr brächten, komme leider auch in anderen Bereichen vor, so Klöckner. Es könne nicht angehen, dass "diejenigen, die sich fehlverhalten, das Leben derer bestimmen, die sich ordentlich verhalten".

Freiwilliger Verzicht auf Feuerwerk

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick schlug unterdessen einen freiwilligen Verzicht auf Feuerwerk vor. Mehr als 800 Millionen Menschen weltweit hungerten: "Mit dem Geld für unnötigen Krach und Luftverschmutzung könnt ihr Menschen vor dem Hungertod retten", schrieb er auf Facebook und Twitter.

Unter dem Motto "Brot statt Böller" ruft das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt zu Spenden auf. Dem Hilfswrk zufolge wurden in Deutschland zu Silvester rund 137 Millionen Euro für Feuerwerksartikel ausgegeben. Das sei mehr als zwei Mal so viel, wie "Brot für die Welt" an Spenden bekomme, sagte die Pressesprecherin des Hilfswerks, Renate Vacker, im DOMRADIO.DE-Interview.

"Wenn man für zehn Bäuerinnen und Bauern in Äthiopien Gemüsesamen kaufen will, kostet das knapp 20 Euro. Wie viele Male 20 Euro in die 137 Millionen stecken, kann ich so schnell nicht ausrechnen. Aber Sie können sich vorstellen: Man kann sehr vielen Menschen damit helfen", so Vacker.


Quelle:
KNA