DOMRADIO.DE: 137 Millionen Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr für Silvesterknaller ausgegeben. Was hätte man mit dieser Summe alles machen können?
Renate Vacker (Pressesprecherin bei "Brot für die Welt"): Damit hätte man jede Menge machen können. Das ist mehr als zwei Mal so viel, wie "Brot für die Welt" an Spenden bekommt. Und wenn ich mit einem ganz kleinen Beispiel anfangen kann: Wenn man für zehn Bäuerinnen und Bauern in Äthiopien Gemüsesamen kaufen will, kostet das knapp 20 Euro. Wie viele Male 20 Euro in die 137 Millionen stecken, kann ich so schnell nicht ausrechnen. Aber Sie können sich vorstellen: jede Menge. Man kann sehr vielen Menschen damit helfen.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn Entwicklungen oder Veränderungen in dieser Spendenbewegung, wo sich Menschen bewusst dafür entscheiden, ihr Geld lieber zu spenden, als für Raketensysteme auszugeben?
Vacker: Wir bekommen von Gemeinden oder auch von einzelnen Spendern immer wieder die Information, dass sie sich daran beteiligen wollen. Aber wir haben jetzt keine gesammelte Information darüber, wer oder wie viele sich ganz genau daran beteiligen.
DOMRADIO.DE: Silvester-Böller werden in letzter Zeit viel diskutiert. Sie stoßen zu viel Feinstaub aus, sagen Umweltschützer. In einigen Städten ist das Feuerwerk an Silvester deshalb schon verboten. Aber wenn kein Feuerwerk mehr gekauft werden würde, wie würde Ihre Aktion "Brot statt Böller" dann lauten?
Vacker: Dann müssten wir uns überlegen, ob die Aktion noch Sinn macht. Aber bis dahin ist es ja noch ein sehr langer Weg.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass die Debatte um die Umweltverschmutzung durch Feuerwerk den Spenden zugutekommt?
Vacker: Das kann ganz bestimmt mit dazu beitragen, dass mehr Menschen darüber nachdenken.
DOMRADIO.DE: Wenn man dieses Jahr auf Raketen und Böller verzichtet, in welche Projekte fließt das Geld dann, das gespendet wird?
Vacker: Wir haben zu ganz verschiedenen Themen Projekte. Aber vor allen Dingen zur Bekämpfung von Hunger und zur Verbesserung der Ernährungssituation. Wir helfen Bauern, meistens kleinen Betrieben, wie sie ihre Erträge verbessern können, wie sie ihre Bodenfruchtbarkeit erhalten können, wie sie besser bewässern können, wie sie Sorten finden, die sich an die klimatischen Bedingungen besser anpassen. Wenn es häufiger zu Dürren, zu Trockenheit oder aber unregelmäßigem Regen kommt, dann kann man mit einer Spende an "Brot für die Welt" helfen.