Breslau richtet Europäisches Taize-Treffen 2019 aus

Völkerverbindend im 20. Jahrhundert

Mit seinen gotischen Kirchen, barocken Bürgerhäusern und seinem prachtvollen Rathaus zählt Breslau zu den schönsten Städten Polens. Die Europäische Kulturhauptstadt 2016 beherbergt das nächste Silvestertreffen von Taize.

Autor/in:
Von Markus Nowak und Alexander Brüggemann
Blick auf den Breslauer Dom / © Arno Burgi (dpa)
Blick auf den Breslauer Dom / © Arno Burgi ( dpa )

Trotz mehr als 1.000 Jahren wechselhafter Geschichte: Breslau (Wroclaw) in Schlesien ist kein bewohntes Museum, sondern eine quirlige Großstadt. Angesagte Cafes öffnen allerorts, in den Ortsteilen entstehen junge Kulturzentren, und großflächige Street Art versiegelt die letzten Brachflächen. Rund 150.000 Studenten tragen zur lebendigen Atmosphäre der 640.000-Einwohner-Stadt bei, die im 20.Jahrhundert zehn Nobelpreisträger hervorbrachte.

Zum dritten Mal in Breslau

So eine junge alte Stadt ist ideal für die Ausrichtung der Europäischen Jugendtreffen von Taize. Zu Silvester 2019 soll es wieder soweit sein - zum dritten Mal schon nach 1989 und 1995. Taize-Prior Frere Alois teilte die Entscheidung am Sonntagabend in Madrid mit, wo derzeit rund 15.000 Jugendliche zu der diesjährigen Begegnung zusammengekommen sind. Polens Primas, Erzbischof Wojciech Polak von Gniezno (Gnesen), und der Breslauer Weihbischof Andrzej Siemieniewski waren eigens für die Ankündigung nach Madrid gekommen.

Mittagsgebet beim Taizé-Treffen in Madrid (Taizé)
Mittagsgebet beim Taizé-Treffen in Madrid / ( Taizé )

30 Jahre nach dem Sturz des Kommunismus ist die Kunst aus der Oder-Stadt Breslau, einst Hauptstadt der historischen Region Schlesien, nicht mehr wegzudenken. Publikumslieblinge der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 sind rund 300 Bronzezwerge überall auf den Bürgersteigen und Plätzen der Stadt. Sie fahren Fahrrad, stehen mit Bierflasche in der Hand vor einer Bar oder in voller Montur vor einer Feuerwache. Erfunden hat sie in den frühen 1980er Jahren die "Orangene Alternative", eine Oppositionsbewegung gegen die Diktatur. Ein politischer Zwergenaufstand durch Kunst sozusagen.

Geschichte des Erzbistums

Das katholische Erzbistum Breslau blickt auf über 1.000 Jahre deutsch-polnischer Geschichte zurück. Aus ihm gingen auch die 1930 und 1994 gegründeten Bistümer Berlin und Görlitz hervor; sie waren bis 1972 kirchenrechtlich mit ihm verbunden. "Patronin der Versöhnung von Deutschen und Polen" ist die heilige Herzogin Hedwig von Schlesien (1174-1243). Die aus dem bayerischen Andechs stammende Ehefrau des polnischen Herzogs Heinrich I. von Schlesien wird bis heute für ihr Engagement für Arme und Kranke verehrt.

Im Mittelalter gehörte Breslau zur polnischen Dynastie der Piasten, war dann unter böhmischer und habsburgischer Krone, ehe es Mitte des 18. Jahrhunderts an Preußen fiel. Das deutsche Erbe ist noch vielerorts im Stadtbild erkennbar. Unzählige Bürgerhäuser stammen aus Gründerzeit und Moderne. Die "Jahrhunderthalle" von Max Berg war bei ihrer Fertigstellung 1913 mit 65 Metern Durchmesser die größte Kuppel der Welt. Heute gehört der Mehrzweckbau zum Welterbe der Unesco.

Wunden des Krieges

Die prächtige Stadt lag nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig in Ruinen - "physisch wie auch seelisch", wie es in der Bewerbung zur Kulturhauptstadt hieß. Zu den vielen Wunden des Krieges gehören auch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945 und die harten Jahrzehnte des kommunistischen Regimes. Breslau ist insofern nicht nur romantisch, sondern auch ein Zeugnis der Brutalität des 20. Jahrhunderts.

Heute ist der einstige Glanz größtenteils zurück. Marktplatz und andere historische Gebäude wurden originalgetreu rekonstruiert. Auch die Johannes-Kathedrale auf der Dominsel mit ihren charakteristischen schlanken Turmspitzen ist wieder ein Publikumsmagnet. Ohnehin spielt sich das Leben Breslaus am Wasser ab, denn die Stadt liegt auf insgesamt zwölf Inseln der Oder und ihrer Nebenarme. Rund 300 Brücken und Stege verbinden sie. Und auch das passt dann schon wieder wunderbar zur völkerverbindenden Philosophie von Taize.

Taizé

Taizé ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Bruderschaft gehören rund 100 Männer aus etwa 30 Ländern an, die aus der evangelischen und katholischen Kirche stammen. Von ihnen lebt etwa ein Viertel in kleinen Gemeinschaften in Asien, Afrika und Südamerika. Diese Brüder teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Einsamen.

Hände beim Taizé-Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Hände beim Taizé-Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA