Frère Richard berichtet vom Jugend-Taizétreffens in Madrid

Gastfreundschaft leben

Tausende junger Menschen kommen an diesem Freitag zum Europäischen Taizé-Jugendtreffen in Madrid zusammen, das in den siebziger Jahren ins Leben gerufen wurde. Die Gastfreundschaft steht in diesem Jahr besonders im Zentrum.

Gesangsheft auf Meditationsbank in der Versöhnungskirche in Taize / © Katharina Gebauer (KNA)
Gesangsheft auf Meditationsbank in der Versöhnungskirche in Taize / © Katharina Gebauer ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie kam es dazu, das inzwischen 41. Taizétreffen in diesem Jahr in Madrid zu feiern?

Frère Richard (Bruder der Ordensgemeinschaft von Taizé): Vor drei Jahren gab es in Valencia ein Treffen, da hatte uns Erzbischof Carlos Osoro am Ende nach Spanien eingeladen. Dieser Einladung sind wir jetzt gefolgt und wir freuen uns auf die Tage in Madrid.

DOMRADIO.DE: Das Motto in diesem Jahr lautet "Vergessen wir die Gastfreundschaft nicht". Warum gerade dieses Motto jetzt für das Treffen in Madrid?

Frère Richard: Das Wesentliche dieser Treffen ist ja die gelebte Gastfreundschaft, also dass Familien ihre Häuser und Herzen öffnen, um unbekannte Jugendliche zu empfangen. Diese Gastfreundschaft prägt das Treffen, das Vertrauen und den inneren Pilgerweg von Anfang an.

Über dieses Treffen hinaus ist die Gastfreundschaft in unserer Zeit nicht zu unterschätzen. Das Vertrauen zueinander und die Gemeinschaft geht sehr oft unter, ist aber so wichtig. Nur in diesen Kreisen kann echte Freundschaft wachsen. Unser Impuls ist demnach, wirklich die Lebendigkeit dieser Gastfreundschaft in den Mittelpunkt zu stellen.

DOMRADIO.DE: Rund 15.000 Jugendliche nehmen teil. Gibt es so viele Familien, die die jungen Menschen aufnehmen? Wie funktioniert das logistisch?

Frère Richard: Wir haben 150 Gemeinden besucht und für alle Plätze gefunden. Der größte Teil übernachtet tatsächlich in Familien, ein kleinerer Teil kommt in Ordensgemeinschaften unter.

Das Frühstück gibt es in den Gastfamilien und bei den Gastgebenden, am Abend findet eine Essensverteilung in großen Hallen statt. Da bekommen die Jugendlichen auch schon den Mittagsnack für den nächsten Tag. In den Stadtkirchen finden dann vormittags Gebete statt, mittags setzen sich die Jugendlichen in kleinen Gruppen zusammen, um gemeinsam zu essen.

DOMRADIO.DE: Am Samstag soll es dann auch ein Treffen in der Altstadt von Madrid geben, da stehen auch Fragen des sozialen Engagements, des Glaubens und des inneren Lebens auf dem Programm. Was erwarten Sie von dieser Gesprächsrunde?

Frère Richard: Es ist uns ganz wichtig, dass am Nachmittag diese Themenkreise stattfinden, weil sich das Treffen nicht nur mit sich selbst beschäftigen soll. Vor allem werden auch Themen der Gesellschaft angesprochen, besonders soll es um Europa gehen. Neben den politischen und sozialen Themen gibt es ebenso Gespräche mit Muslimen und Juden sowie Themen der Wissenschaft und der Kunst. Es geht um das Ganze des täglichen Lebens und vor allem des menschlichen Lebens überhaupt.

DOMRADIO.DE: Welches Thema liegt Ihnen denn persönlich am Herzen?

Frère Richard: Ich habe mich selbst mit dem Thema der Gastfreundschaft der ersten Christen beschäftigt. Es wird in Form eines Bibelstudiums besprochen. Wenn ich selbst entscheiden könnte zu welchem Thema ich gehen kann, dann würde ich in den Gesprächskreis des Interreligiösen Dialogs gehen.

Taizé

Taizé ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Bruderschaft gehören rund 100 Männer aus etwa 30 Ländern an, die aus der evangelischen und katholischen Kirche stammen. Von ihnen lebt etwa ein Viertel in kleinen Gemeinschaften in Asien, Afrika und Südamerika. Diese Brüder teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Einsamen.

Hände beim Taizé-Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Hände beim Taizé-Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR