Wenn der Nachwuchs Anfang Januar Geburtstag hat

Gute Planung ist alles

Kindergeburtstag kurz nach Weihnachten? Stress und Geschenke ohne Ende? Für manche Eltern ist das ein Graus. Doch es lässt sich organisieren.

Autor/in:
Andreas Laska
Geburtstagskerzen leuchten / © Ricardo Demurez (epd)
Geburtstagskerzen leuchten / © Ricardo Demurez ( epd )

"Für uns Eltern ist das schon ganz schön stressig", sagt Sandra Saatman. Das – damit meint die Wahlberlinerin den Feiermarathon, der die Familie alljährlich rund um den Jahreswechsel ereilt. Wenn andere sich freuen, dass Weihnachten und Silvester einigermaßen gut über die Bühne gegangen sind, steht bei den Saatmanns schon das nächste Fest ins Haus: Am 4. Januar hat Sohn Dominik Geburtstag. Zehn Jahre wird er 2019 alt.

Wie der Geburtstag gefeiert wird, das planen die Saatmanns schon weit vor Weihnachten. "Das macht die Adventszeit nicht unbedingt ruhiger", gesteht Mutter Sandra. Doch sie hat keine Wahl: Schließlich müssen die Einladungen noch vor Ferienbeginn verteilt werden. Auch bei den Geschenken ist sorgfältige Planung angesagt, denn einen Overkill wollen die Saatmanns unbedingt vermeiden. Mittlerweile hat sich Dominik damit gut arrangiert: "Sein Wunschzettel ist schon seit ein paar Jahren in Weihnachten und Geburtstag unterteilt."

Tipp: Verschiedene Akzente setzen

Einen Wunschzettel schreibt Lene Gwosdz nicht. Mit knapp drei ist sie dafür noch zu klein. Aber auch die Gwosdzs achten sehr darauf, dass die Nähe von Geburtstag (10. Januar) und Weihnachten nicht in einem Geschenkeberg für den Nachwuchs endet. "Wir sprechen das im Vorfeld mit allen in Frage kommenden Schenkern ab", erzählt der Bonner.

Albert Wunsch kann so ein Vorgehen nur empfehlen. Seit Jahren schreibt und redet der Pädagoge gegen die "Verwöhnungs-Falle" an. Geschenkeberge sind für ihn ein Graus – ganz unabhängig davon, ob Weihnachten und Geburtstag nun nah beieinanderliegen. Ist das der Fall, empfiehlt Wunsch, unterschiedliche Akzente zu setzen: "Machen Sie Weihnachten Beziehungsgeschenke, und heben sie sich materielle Geschenke für den Geburtstag auf."

Freude an den kleinen Dingen

Generell rät der Pädagoge, bei Kindergeburtstagen Druck herauszunehmen: "Es muss nicht immer das perfekt geplante Event sein." Kinder hätten schon an kleinen Dingen Freude, etwa an einer gemeinsam kreativ belegten Pizza oder einem selbst gebackenen Kuchen.

Auch könnten Eltern Verwandte und Bekannte in die Planung mit einbeziehen. "Wenn Ihnen selbst die Organisation kurz nach Weihnachten zu stressig ist – fragen Sie doch einmal den Patenonkel, ob er nicht die Party planen will, am besten anstelle eines Geschenks. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe", sagt Wunsch.

Lara Jones macht das nicht. "Ich habe riesigen Spaß daran, meiner Tochter eine Party zu organisieren", erzählt die gebürtige Südafrikanerin. Jedes Jahr wählt sie ein Motto aus – meist aus der Comic-Welt. Nach Hello Kitty und My little Pony steht jetzt, zu Katharinas siebtem Geburtstag am 11. Januar, Lady Bug an. Dass Weihnachten da gerade mal drei Wochen zurückliegt, stört Jones nicht weiter. "Die Ferien sind da ja schon zu Ende, und die Feiertage kommen mir ziemlich weit weg vor." Nur bei den Geschenken passt auch sie auf, dass es nicht zu viel wird. "Aber ich habe da Glück. Katharina freut sich über jede Kleinigkeit."

Durststrecke überbrücken

Kindergeburtstag kurz nach Weihnachten, das bedeutet nicht nur viele Geschenke in kurzer Zeit. Es bedeutet auch, dass es dann fast ein Jahr lang nichts mehr gibt – theoretisch zumindest. Denn viele Eltern schaffen hier Abhilfe. Saatmanns etwa haben sich auf eine alte katholische Tradition besonnen. "Wir haben im atheistischen Berlin den Namenstag eingeführt", schmunzelt Mutter Sandra. Das passt im Fall ihres Sohnes besonders gut, weil der Dominikustag am 8. August weit von Weihnachten und Geburtstag entfernt liegt. Bei Gwosdzs wiederum gibt es an Ostern nicht nur Schokolade, sondern darüber hinaus noch eine Kleinigkeit. "Sonst wäre die Durststrecke doch sehr lang", meint Vater Christian.

Im konkreten Fall mag das nachvollziehbar sein, meint Albert Wunsch. Generell aber sieht es der Pädagoge kritisch, wenn Eltern meinen, ihre Kinder müssten dafür entschädigt werden, dass sie kurz nach Weihnachten Geburtstag haben. "Jeder Geburtstag hat Vor- und Nachteile, das muss ein Kind akzeptieren lernen." Im Winter liegt er vielleicht zu nah an Weihnachten, im Sommer wiederum wird es schwer mit dem Feiern, weil alle Freunde in Urlaub sind.

Wenn Kinder wirklich unglücklich mit dem Feiermarathon rund um Weihnachten sind, empfiehlt der Pädagoge, über eine Verlegung nachzudenken. "Man kann einen Geburtstag auch drei oder sechs Monate später feiern." Manch einer empfinde das vielleicht als künstlich. "Aber wenn alle das wirklich wollen, bildet sich schnell eine Familientradition heraus."


Quelle:
KNA