Warum der Mond die Menschen seit jeher fasziniert

Chinesen landen Sonde auf der dunklen Seite

Lange lag der Mond für Menschen in unerreichbarer Ferne. Vor 50 Jahren änderte sich das mit dem US-Apollo-Programm. Jetzt sind ihm auch die Chinesen nahe gekommen. Sie landeten erstmals eine Sonde auf der Rückseite.

Autor/in:
Angelika Prauß
Mondfinsternis über dem Kölner Dom / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Mondfinsternis über dem Kölner Dom / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Der Mond fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Knapp 385.000 Kilometer von der Erde entfernt, schien der Trabant der Erde im Vergleich zu anderen Planeten im Sonnensystem zugleich nah und doch unerreichbar. Vor 50 Jahren sollte sich das ändern. Am 21. Juli 1969 betraten im Zuge der Mission Apollo 11 die ersten Menschen den Mond.

Sonde landet auf erdabgewandter Mondseite

Jetzt ist auch den Chinesen ein spektakulärer Schritt in Richtung Erdtrabant geglückt. Laut Staatsmedien gelang es chinesischen Raumfahrttechnikern, erstmals eine Sonde, "Chang'e 4", auf der erdabgewandten Mondseite landen zu lassen. Ein Prestige-Erfolg. Denn nur etwa 60 Prozent des Mondes sind von der Erde aus sichtbar: Der Mond kreist um die Erde, und er dreht sich um die eigene Achse. Aber beides dauert genau gleich lang, nämlich 27 Tage und 7 Stunden. Und deshalb sehen Menschen niemals die dunkle Seite des Mondes.

Der Nachbar fasziniert die Menschen seit jeher. Seit sie die Erde bevölkern, ist er ihr Begleiter durch die Nacht. Aus der Beobachtung des himmlischen Begleiters und seiner Phasen entstanden die ersten Kalender.

Dass der Mond "für jeden wahrnehmbar ist, unabhängig von astronomischen Vorkenntnissen", macht für Planetenforscher Ralf Jaumann ein Stück der Faszination für den Himmelskörper aus. Mal nehme er ab, mal zu - und manchmal stehe er sogar tagsüber am Himmel.

Das sei auch für Laien "spannend", sagt der Mitarbeiter des Instituts für Planetenforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Kein Wunder, dass der Erdtrabant für Künstler, Musiker und Literaten eine schier unerschöpfliche Inspirationsquelle war und ist. Weniger auf Gefühl als auf harte Fakten setzt die Wissenschaft. Mit einem Durchmesser von genau 3.476 Kilometern ist der Mond viermal so klein wie die Erde, von der ihn im Mittel 384.403 Kilometer trennen. Auf- und Untergang lassen sich minutengenau berechnen, ebenso Ebbe und Flut auf der Erde, die durch die Gravitationswirkung des Erdtrabanten ausgelöst werden. "Sogar die Erdkruste hebt und senkt sich mit den Gezeiten um einen Meter", weiß Planetenforscher Jaumann.

Ohne Mond kein Leben auf der Erde

Seit der ersten Mondlandung konnte die Forschung wichtige Erkenntnisse über den Himmelskörper gewinnen, erklärt der DLR-Mitarbeiter. Die wichtigste: ohne Mond kein Leben auf der Erde.

Früher war die Entfernung zwischen beiden weniger groß. Die Gezeiten - konkret der sogenannte Tidenhub, also die Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser - seien deshalb damals viel stärker gewesen. So konnte laut Jaumann das Wasser in schöner Regelmäßigkeit weiter ins Land getrieben und damit die Nährstoffe im Boden besser verteilt werden. Mit dem Effekt, "dass das Leben positive Bedingungen gefunden hat".

Weil aber längst noch nicht alles erforscht sei, rechnet der Planetenforscher damit, dass "in den nächsten zehn Jahren" eine weitere Mission Richtung Mond startet - mit High-Tech-Robotern.

Zusammen mit China, Russland, Indien und der NASA werde bereits eine internationale Strategie zur weiteren Erforschung des Mondes erarbeitet. Als Beispiel nennt Jaumann die Möglichkeit, Radioteleskope auf der erdabgewandten Rückseite aufzustellen - um dort einen klaren Blick ins Weltall werfen zu können. Mit "Chang'e 4" sind die Chinesen diesem Vorhaben nun einen Schritt näher gekommen.

"Entzaubert" ist der Trabant dennoch nicht. Der Mond scheint etwas mit seinen Betrachtern zu "machen". Einst haben ungewöhnliche Vollmonderscheinungen die Menschen in Angst und Schrecken versetzt.

"Supermond" im Januar

Wenn heute, wie jüngst im Sommer 2018, durch eine totale Kernschattenfinsternis ein rötlich schimmernder "Blutmond" zu sehen ist, teilen unzählige Naturliebhaber ihre Aufnahmen in den sozialen Medien. 

Schon bald könnten weitere Bilder dazukommen - am 21. Januar wird ein sogenannter Supermond erwartet. Dieser zeigt sich, wenn der Erdtrabant bei Vollmond besonders nah bei der Erde steht. Geht er dann am Horizont auf, wirkt er besonders groß. Sollte dann noch Schnee liegen, könnte er die Winternacht fast magisch ausleuchten.

Wen kümmert es da noch, dass uns die Mondrückseite auch in Zukunft in ewiger Dunkelheit verborgen bleiben wird?


Rückseite des Mondes, aufgenommen von der "Chang'e 4"-Sonde / © CNSA/XinHua (dpa)
Rückseite des Mondes, aufgenommen von der "Chang'e 4"-Sonde / © CNSA/XinHua ( dpa )
Quelle:
KNA