19. Internationales Bischofstreffen in Israel findet in Haifa statt

"Christen in Israel fühlen sich relativ gut"

Im Heiligen Land treffen sich derzeit Bischöfe aus Europa, Afrika und Nordamerika. Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, ist gemeinsam mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann dabei.

Autor/in:
Verena Tröster
Christen in der Grabeskirche in Jerusalem / © Sebi Berens (KNA)
Christen in der Grabeskirche in Jerusalem / © Sebi Berens ( KNA )

DOMRADIO.DE: Hauptort des Aufenthalts im Heiligen Land ist ja die Hafenstadt Haifa im Norden Israels. Das mag jetzt manchen überraschenden, denn traditionell reisen christliche Besucher vor allem ja nach Jerusalem, nach Nazareth oder an den See Genezareth. Warum Haifa?                                                             

Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz): Das war eine Überlegung mal einen ganz anderen Ort in Israel auszuwählen, an dem es auch überraschend viele Christen aber auch andere Religionen gibt. Wir haben 1,7 Prozent Christen in Israel. Und gerade im Norden Israels an der Küste entlang sind Haifa, Akkon Naharija so die Städte, wo es relativ viele christliche Gemeinden und auch christliche Dörfer gibt.

Matthias Kopp / © Harald Oppitz (KNA)
Matthias Kopp / © Harald Oppitz ( KNA )

Und das Ziel gerade am heutigen Montag soll sein, einerseits mit christlichen Bürgermeistern zusammenzutreffen. Andererseits gibt es hier in Haifa den Tempel der Bahai-Religion - einer Religion, die im 19. Jahrhundert entstanden und im Iran verboten ist - und in diesen Bahai-Tempel werden die Bischöfe heute mit Vertretern der Bahai, der Juden, der Ahmadi - also einer islamischen Gruppe - der Drusen und anderer christlicher Konfessionen zusammentreffen.

DOMRADIO.DE: Das Thema der Reise lautet ja "Christen in Israel" und es geht um Herausforderungen und Möglichkeiten. Können Sie das ein bisschen beschreiben: Wie ist denn die Lage der Christen im Heiligen Land?

Kopp: Schwierig. Wir sind gestern in Zababda gewesen. Das ist ein Dorf in der nördlichen Westbank, also in den nördlichen palästinensischen Autonomiegebieten in der Nähe der großen Stadt Jenin. Und dort in Zababda haben wir die Sonntagsmesse gefeiert, aber spüren natürlich, dass viele Christen dort sagen: Wir leiden auch wie viele andere Palästinenser unter Arbeitslosigkeit, wir können nicht ohne weiteres Richtung Israel ausreisen. Also eine durchaus bedrückte Stimmung, aber trotzdem auch eine gewisse Heiterkeit, weil man sich auch freute, dass so viele Bischöfe aus Solidarität gekommen waren. 

Wenn man dann nach Jenin in das große Flüchtlingscamp mit 16 000 Flüchtlingen kommt, das es noch in der Stadt gibt, fragt man sich natürlich auch: Wie kann hier ein Friedensprozess weitergehen - nicht nur für die Christen, sondern für die gesamte Bevölkerung - wenn es Jahrzehnte nach dem Sechstagekrieg von 1965 noch immer diese Lager gibt? 

Andererseits: Die Christen in Israel fühlen sich relativ gut, haben große Freiheiten, können ihren Glauben frei leben, können Schulen bauen. Wir erleben hier ein starkes aktives christliches Leben - gerade auch in Haifa.

DOMRADIO.DE: Auf der anderen Seite hat es aber große politische Diskussionen zum Beispiel um das sogenannte Nationalitäten-Gesetz gegeben, das die Knesset vergangenes Jahr in Israel verabschiedet hat. Das definiert Israel ja als den Nationalstaat für jüdische Menschen und ist ziemlich umstritten. Was bedeutet das konkret für die Christen im Land?

Kopp: Wir versuchen, das in diesen Tagen hier in Israel noch herauszubekommen. Das ist nicht so ganz klar. Die einen sagen: Wenn der Staat mit der jüdischen Identität definiert wird, kommen wir Christen als Minderheiten nochmal in eine stärkere Minderheitenposition. 

Andere sage: Nein, es geht nur um eine Stärkung des jüdischen Glaubens, wir haben eine volle Religionsfreiheit in Israel. Da kamen die Meinungen hier sehr unterschiedlich bei uns an. Auch von dem, was uns Vertreter der christlichen Konfessionen sagen. 

Dennoch ist natürlich klar, dass mit diesem Gesetz grundsätzlich gezeigt wird, in welche Richtung der Staat Israel geht. Uns sagen Vertreter der christlichen Konfessionen: Bald sind Wahlen in Israel. Sie werden rechts ausfallen. Die Frage ist nur: Wie weit rechts? Und das sagt schon vieles aus.

Das Interview führte Verena Tröster.

Heiliges Land

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)

Als Heiliges Land wird seit dem vierten Jahrhundert der Teil des Nahen Ostens bezeichnet, in dem sich biblische Geschichte ereignet hat. Die Landnahme des alten Volkes Israel, das Leben und Wirken Jesu und das Urchristentum sind dabei von Bedeutung. In der Regel gelten heute Israel und die autonomen bzw. besetzten Palästinensergebiete als Heiliges Land. Gelegentlich werden auch Teile Jordaniens, Ägyptens, des Libanon sowie zum Teil des Irak und Syriens zum Heiligen Land gerechnet.

Quelle:
DR