Eine Delegation internationaler Bischöfe ist im Rahmen ihres jährlichen Besuchs im Heiligen Land mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften in Israel zusammengetroffen. Eine Besinnung auf die Schöpfung als gemeinsames Fundament ermögliche es, den Schatz der religiösen Traditionen wertzuschätzen und Frieden zu fördern, sagte der Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Montag zum Abschluss einer Diskussionsrunde im Bahai-Zentrum in Haifa.
An dem Treffen, das von einem Gebet um Frieden gerahmt wurde, nahmen neben den Bischöfen Rabbiner verschiedener jüdischer Strömungen sowie Vertreter der Maroniten, der Bahai, der Drusen, des sunnitischen Islam und der Ahmadi-Gemeinschaft teil. Im Zentrum standen der Austausch über den interreligiösen Dialog und die Koexistenz.
Menschlichkeit als gemeinsame Grundlage
In ihren Diskussionsbeiträgen betonten die Religionsvertreter die Menschlichkeit als gemeinsame Grundlage für den respektvollen Umgang miteinander. Gott habe verschiedene Gruppen von Menschen geschaffen, damit diese einander kennenlernten, sagte etwa der Vertreter der Ahmadi-Gemeinschaft, Emir Mohammad Scharif Odeh. Alle seien jedoch Kinder Gottes. Wenn alle Menschen als Abbild Gottes geschaffen seien, so die reformjüdische Rabbinerin Naama Dafni-Kellen, heiße dies auch, dass alle Leben heilig seien.
Als wesentlich bezeichnete der sunnitische Scheich der Großen Moschee in Haifa, Raschad Abu Alhigaa, "den Glauben an Gott und die gute Tat". Gerade angesichts der zahlreichen Probleme im Nahen Osten gelte es, sich dafür einzusetzen, dass "die Brüderlichkeit der Menschheit alle Schwierigkeiten überwindet".
Nicht im Dialog stehen bleiben
Der Oberrabbiner von Haifa, David Metzger, betonte in seinem Beitrag die gemeinsame Herkunft von Juden, Christen und Muslimen vom Stammvater Abraham, dessen Söhne unterschiedliche Wege eingeschlagen hätten. Die Weisheit liege darin, alle in Einheit zu bringen und in Frieden zu leben. Metzger forderte, "jeden Menschen zu lieben, wie er ist", und ihm mit einer "liebenden Haltung" zu begegnen.
Die Gesprächsteilnehmer betonten das gute nachbarschaftliche Zusammenleben der verschiedenen Religionsgruppen in Haifa.
Gleichzeitig riefen sie dazu auf, nicht beim Dialog stehenzubleiben. Dieser müsse "zu einem gemeinsamen Leben" führen, so Dafni-Kellen. Religion sei eine solche Kraft, dass die friedliche Koexistenz nur "eine Minimalforderung" sein dürfe, sagte auch der stellvertretende Bahai-Generalsekretär Schervin Setareh. Er rief dazu auf, höhere Ziele zu stecken. "Die göttlichen Religionen müssen der Grund zur Einheit sein", so Setareh.