Internationales Bischofstreffen im Heiligen Land

"Gefühl von Vernachlässigung"

​Die Kirche im Heiligen Land steht laut dem Leiter des Lateinischen Patriarchates in Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, vor schwierigen Herausforderungen. Pizzaballa spricht von zunehmenden "Spannungen und Frustration". 

Blick auf Jerusalem / © JekLi (shutterstock)

Sowohl die Lage in Israel als auch die Spaltungen der palästinensischen Gesellschaft trügen zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Lage auf allen Ebenen bei, sagte der Italiener am Samstagabend bei einem Treffen mit einer internationalen Delegation katholischer Bischöfe in Jerusalem.

Angesichts der Herausforderungen das Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit bei den Christen aufrechtzuerhalten, sei "nicht einfach". Während sich die Lage im Nahen Osten konstant verändere, gebe es im Heiligen Land kaum Veränderungen, so der Erzbischof etwa unter Verweis auf die anhaltende Spaltung der palästinensischen Politik zwischen Fatah und Hamas.

"Jahr der Entscheidungen"

In Israel fühlen sich die Christen nach Worten Pizzaballas zunehmend vernachlässigt. Für "Spannungen und Frustrationen" unter Israels Christen habe vor allem das im das im Juli verabschiedete und von den Kirchen scharf kritisierte Nationalitätengesetz gesorgt. Es definiert Israel als nationale Heimstätte des jüdischen Volkes.

Weihnachtsmesse mit Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. / © Andrea Krogmann (KNA)
Weihnachtsmesse mit Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Damit sei erstmals ein grundlegendes Gesetz verabschiedet worden, das "die Identität Israels definiert und dabei 20 Prozent seiner Bürger, die israelischen Araber, nicht nennt".

Für die katholische Kirche im Heiligen Land sei 2019 ein "Jahr der Entscheidungen", so Pizzaballa. Unter anderem gelte es, eine Lösung für die 45 Schulen des Patriarchates zu finden, die angesichts fehlender Subventionen ein "moralisch nicht mehr vertretbares Defizit" verursachten.

"Pilger sind eine Chance"

Zum Auftakt des 19. des "Internationalen Bischofstreffens zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" vom 12. bis 17. Januar trafen die Vertreter von zwölf europäischen und nordamerikanischen Bischofskonferenzen sowie aus Südafrika am Samstagabend mit Vertretern der Ortskirchen zusammen.

Bischof Stephan Ackermann / © Harald Tittel (dpa)
Bischof Stephan Ackermann / © Harald Tittel ( dpa )

Bei dem Treffen zeigte sich der päpstliche Nuntius im Heiligen Land, Erzbischof Leopoldo Girelli, erfreut über steigende Pilgerzahlen im Heiligen Land. "Pilger sind eine Chance, um die Einheit der Christen voranzubringen", sagte der Italiener am Samstagabend.

Die meisten Pilger sind Christen

In der Feier ihres Glaubens seien die verschiedenen Gemeinschaften getrennt, so der Vatikandiplomat. Gleichzeitig besuchten Christen aller Konfessionen die gemeinsamen Heiligen Stätten wie die Grabeskirche. Diese würden dadurch zum "Zeichen der Einheit".

Laut offiziellen Statistiken waren 61 Prozent der 4,1 Millionen Touristen in Israel 2018 Christen. Damit stieg im Vergleich zum Vorjahr nicht nur die absolute Zahl der Besucher um 14 Prozent; auch deren Anteil an Christen legte von 54 Prozent 2017 um 7 Prozent auf 61 Prozent zu.

Auf dem Programm des fünftägigen Besuchs der Bischöfe stehen in den nächsten Tagen Besuche in christlichen Einrichtungen sowie Begegnungen mit Vertretern der Religionen im Heiligen Land. Die Deutsche Bischofskonferenz wird durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann vertreten.

Heiliges Land

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)

Als Heiliges Land wird seit dem vierten Jahrhundert der Teil des Nahen Ostens bezeichnet, in dem sich biblische Geschichte ereignet hat. Die Landnahme des alten Volkes Israel, das Leben und Wirken Jesu und das Urchristentum sind dabei von Bedeutung. In der Regel gelten heute Israel und die autonomen bzw. besetzten Palästinensergebiete als Heiliges Land. Gelegentlich werden auch Teile Jordaniens, Ägyptens, des Libanon sowie zum Teil des Irak und Syriens zum Heiligen Land gerechnet.

Quelle:
KNA