DOMRADIO.DE: Welche Botschaft des Papstes war für Sie die wichtigste?
Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (Vorsitzender der Kommission Weltkirche): Mich hat sehr bewegt, was der Papst beim Kreuzweg gebetet hat. Er hat zum Schluss auf die Problematik hingewiesen, wo heute der Kreuzweg Jesu Christi gelebt und erlitten wird: Das sind Kinder, die abgetrieben werden. Das sind junge Leute in Lateinamerika, die keine richtige Zukunft haben. Das sind auch Kinder der Geflüchteten aus Mittelamerika und Südamerika, die in Richtung USA auswandern und nicht wissen, wo sie eigentlich landen. Das ist aber auch der "Kreuzweg" in der Natur. Auch die Natur leidet. Wir brauchen einen neuen Zugang zur Schöpfung, damit die Schöpfung bewahrt wird. Es hat mich sehr, sehr berührt, was der Papst da gebetet hat.
DOMRADIO.DE: Die Jugendlichen hatten ja die Chance hier in Panama, Menschen kennenzulernen aus Regionen, die man sonst eher nicht trifft. Was wünschen Sie sich in Bezug auf die Weltkirche?
Schick: Ich wünsche mir dass erfüllt wird, was ein großes Thema in der Synode war - nämlich Partizipation. Partizipation ist hier für die Menschen in Lateinamerika ganz wichtig. Dass wir an ihren Problemen teilhaben. Und das sind die Probleme der Armen und der Ausgeschlossenen. Das sind die Probleme der Schöpfung, die vernichtet wird - gerade im Amazonasgebiet. Das ist die Problematik der Flucht und Vertreibung. Die Problematik der Minen, die den Indigenen die Lebenschance nehmen.
Ich bin ja oft als Weltkirchen-Bischof unterwegs. Und ich spüre so sehr, dass die Menschen darunter leiden, dass wir nicht genügend Anteil nehmen an ihren Sorgen und Nöten, die ganz existenziell sind. Und wir sehen manchmal als Kirche in Deutschland ganz stark unsere Probleme. Aber die Menschen wünschen sich, dass wir an ihren Problemen teilnehmen. Das ist auch richtig.
Der Papst hat zu einer gerechten Welt aufgerufen, an der wir mitbauen sollen. Das geht nur, wenn wir an den Existenzproblemen, die Menschen und vor allen Dingen junge Menschen in Lateinamerika haben, wirklich teilnehmen. Da sind zum Beispiel auch die Probleme in Afrika und junger Menschen in Asien. Ich wünsche mir, dass das von Panama ausgeht und mitgenommen wird. Wir sind eine Welt und die existenziellen Probleme müssen auch zuerst angegangen werden. Danach kann man auch die anderen lösen. Aber erst einmal: Das Leben ist das Allerwichtigste, es muss gefördert und entwickelt werden.
Das Gespräch führte Ina Rottscheidt.