Deutsche und europäische Konzerne geben oft Millionensummen für die Unternehmenskommunikation aus. Sie beschäftigen PR-Agenturen, Experten und Referenten, um die gesellschaftliche Debatte zu beobachten, zu steuern und gelegentlich auch in ihre Richtung zu beeinflussen. Beim katholischen Weltjugendtag in Panama war keiner von ihnen vertreten.
Dabei wäre eine Reise in das kleine mittelamerikanische Land eine lohnenswerte Investition gewesen. Denn hier trifft sich der Teil der gesellschaftlich-politisch motivierten Jugend, die weit über den Tellerrand hinausdenkt. Influencer werden sie neudeutsch genannt, aber diese Jugendlichen werden nicht neueste Modetrends oder Fitness-Tipps geben, wie bei Instagram oder Youtube üblich. Sie werden die gesellschaftliche Debatte der nächsten Jahre bestimmen und vorantreiben. Sie werden beeinflussen, was ethisch und ökologisch gut und was verwerflich ist.
Engagierte Jugend mit klaren Zielvorstellungen
In Panama ist die kommende Generation der Repräsentanten der Nichtregierungsorganisationen vertreten. Viele von ihnen stecken noch im Abitur oder im Studium, aber ein großer Teil hat klare Vorstellungen von der Zukunft und dem, was sie machen wollen. Und das heißt gesellschaftliches Engagement. Wer das Youth Hearing vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und des Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat vor Ort miterlebt hat, der hat eine sehr engagierte Jugend gesehen, die sich keinesfalls damit abspeisen lässt, die Themen nur mal anzuschneiden.
"Das Schlimmste wäre, wenn wir jetzt sagen: Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben", sagte Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens. Er wird sich keine Sorgen machen müssen, denn diese Jugend will mehr. Sie will verändern, und das dabei allüberragende Thema ist Ökologie; der Schutz der Natur, der Ressourcen, des Regenwaldes, des Klimas und der indigenen Völker.
Die Jugendlichen werden diese Themen in die Universitäten hineintragen und die gesellschaftlichen Debatten. Nicht wenige dieser jungen Männer und Frauen werden in ein paar Jahren in den NGOs arbeiten, als Projektbetreuer, Pressereferenten und Entwicklungshelfer. Sie werden nicht mehr zulassen, dass die Industrienationen auf Kosten der Umwelt leben und die Konsequenzen im Wesentlichen den Entwicklungsländern überlassen.
Statt Masse stand Klasse im Vordergrund
Schon jetzt lebt dieser spezielle Teil dieser Generation radikaler: Sie lehnen Fleisch als Nahrung ab, sind gegen das Auto als Fortbewegungsmittel, gegen Pflanzenschutzmittel, für niedrige Preise von Medikamenten. Und sie werden auch die Kirche verändern: Sie werden sie grüner und ökologischer machen. Das Betriebssystem dafür ist schon da: Die Umweltenzyklika von Papst Franziskus - "Laudato si".
Das alles wurde auch deutlich, weil beim Weltjugendtag in Panama nicht alles so riesig groß war wie sonst. Die Events waren gut gefüllt, aber nicht überfüllt. Statt Masse stand Klasse im Vordergrund. Es wurde effizient und zielorientiert diskutiert. Und es wurden Forderungen aufgestellt.
Genau mit diesen Forderungen werden die großen Unternehmen und Konzerne in den nächsten Jahren konfrontiert werden. Formuliert von einer dann neuen Generation von Umweltschützern, die sich auf keine Kompromisse mehr einlassen will. Spätestens dann müssen sich die Kommunikationsabteilungen der Wirtschaft mit diesen Themen beschäftigen.
Von Tobias Käufer