"Deswegen haben wir uns entschlossen, dass es in diesem Jahr keine Domwallfahrt mehr geben soll" – Domdechant Robert Kleine ist am Kölner Dom für die Feier der Gottesdienste, für die Liturgie zuständig und schafft mit einem einzigen Satz scheinbar eine Institution ab, die erst 2006 wiederbelebt worden war und eigentlich eine jahrhundertelange Tradition hat: die jährliche Domwallfahrt. Die Journalisten bei der Pressekonferenz gucken verdutzt, doch dann lächelt Robert Kleine und sagt: "Sie heißt ab jetzt Dreikönigswallfahrt!" Also, die Wallfahrt bleibt, wird aber unbenannt. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Hohe Domkirche will ab diesem Jahr das Augenmerk wieder mehr auf das lenken, wofür das Kölner Wahrzeichen eigentlich gebaut worden ist – nämlich für die Reliquien der Heiligen Drei Könige.
Fokus auf die Heiligen Drei Könige
Die Gebeine der Sterndeuter, die laut der Bibel zum Jesuskind in der Krippe von Bethlehem gekommen sind, liegen der Überlieferung nach seit dem Mittelalter in einem kostbaren Schrein im Kölner Dom. Besucher und Pilger sollen in Zukunft öfter Gelegenheit haben, näher an diesen Schrein zu kommen.
So soll es immer am 6. eines Monats eine Messe für die Heiligen Drei Könige geben – in Anlehnung an den Dreikönigstag am 6. Januar. Auch dieser Gottesdienst soll die Möglichkeit bieten, ganz nah an den Dreikönigsschrein heranzutreten, deswegen wird er im Hochchor des Kölner Domes in unmittelbarer Nähe zu Hochaltar und Schrein gefeiert.
Das tägliche Mittagsgebet um 12 Uhr wird behutsam weiterentwickelt. Bislang wird dafür die Kathedrale bis auf den Eingangsbereich geräumt. Jetzt sollen die Besucher im Dom bleiben dürfen, am Ende des Gebetes wird der Umgang des Hochchores geöffnet und Gebetsteilnehmer wie Besucher können an der Rückseite des Schreins entlanggehen.
Frauen als Domschweizer
Nicht nur Domdechant Robert Kleine überrascht die Journalisten während der Pressekonferenz in der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte. Auch der Hausherr des Domes, Dompropst Gerd Bachner, hat für 2019 etwas Besonderes vor: Erstmals sollten Frauen als Domschweizer eingesetzt werden. Domschweizer sind bislang ausschließlich Männer und fungieren als eine Art Aufsicht für den Dom, das eng mit Sicherheitspersonal und Polizei zusammenarbeitet. “Die Domschweizer sind das Gesicht des Domes, sie sind die ersten, die die Besucher sehen“, erklärt Dompropst Bachner. Dass nun Frauen dazukommen sollen, findet Bachner eine “echte Bereicherung“. Domschweizer gibt es laut Dombauhütte mindestens seit dem 16. Jahrhundert, bislang war dieser Dienst ausschließlich Männern vorbehalten.
Mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung bei der Gleichberechtigung von Frau und Mann hält der Dompropst die Entscheidung für Frauen in diesem Traditionsberuf für angemessen. Vier bis fünf Frauen sollen das Team von etwa 27 Domschweizern möglichst bald ergänzen, entsprechende Ausschreibungen sind veröffentlicht.
Schutzgitter gegen Vandalismus kommt
Neben dem Domdechant und Dompropst stellen auch Dombaumeister Peter Füssenich und Domkapellmeister Eberhard Metternich Neuigkeiten aus ihren Bereichen vor. Die Restaurierungsarbeiten in und am Dom gehen natürlich auch 2019 weiter, sagt der Dombaumeister. Das Strebewerk wird erneuert, die Rekonstruktionen der Fenster aus dem 19. Jahrhundert im Dom schreiten voran und das zum Hauptbahnhof hinzeigende Schutzgitter an der Nordseite des Domes soll im Frühjahr 2020 fertiggestellt sein.
Domkapellmeister Metternich freut sich, dass mit dem Kölner Fest für Alte Musik eine weitere kulturelle Institution der Stadt Köln mit Dom und Dommusik kooperiert und zwei Konzerte im Rahmen des Festivals 2019 im Dom stattfinden werden. Am Sonntag dann nehmen der Domchor und der Mädchenchor in einem feierlichen Gottesdienst 36 Knaben und Mädchen neu in ihre Chorgruppen auf (DOMRADIO.DE überträgt live ab 10 Uhr). Erstmals reist in diesem Jahr der Mädchenchor nach Afrika, Domkantor Sperling berichtet begeistert von der vorstehenden Reise seines Chores nach Südafrika.
Spektakuläre Veranstaltungen der vergangenen Jahre wie die Bewegtbild-Illuminationen auf die Außenfassade des Domes wird es in diesem Jahr in der Form nicht geben. Doch die zahlreichen Gottesdienste und Konzerte im Kölner Dom garantieren, dass auch 2019 alles andere als langweilig wird.