DOMRADIO.DE: Wir gucken jetzt mal zurück: 2018 gab es viele Highlights. Wir hatten die Domwallfahrt, und auch das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren wurde begangen und gebührend gefeiert. Erwartet uns jetzt ein trostloses Jahr ohne besondere Ereignisse am Kölner Dom?
Msgr. Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Natürlich nicht. Der Dom ist ja an sich ein Highlight – 365 Tage im Jahr. Und natürlich haben wir viele traditionelle Gottesdienste, Orgelfeierstunden, Konzerte – all das, was jedes Jahr stattfindet. Darunter auch die Pontifikalämter und die Wallfahrt Ende September. Aber es ist jetzt einmal ein Jahr, wo wir nicht ein außergewöhnliches Jubiläum groß feiern. Das dauert dann noch etwas.
DOMRADIO.DE: Wie lang dauert es denn?
Kleine: Gar nicht so lange. Heute können wir schon sagen, nächstes Jahr. Im Jahr 2020 werden wir daran erinnern, dass 75 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vergangen sind. Danach begannen Aussöhnung und Versöhnung. Das wird auch mit einem besonderen Gottesdienst mit Musik, mit einer Soiree und einer Installation im Dom gebührend bedacht werden. Um den 8. Mai 2020, den Jahrestag des Kriegsendes, wird das im Kölner Dom stattfinden.
DOMRADIO.DE: Das liegt noch in der Zukunft. Ein kleineres Ereignis findet aber schon am 10. Januar 2019 statt.
Kleine: Ja, dieses Ereignis ist nicht nur Tradition, sondern schon Brauchtum. Wir haben unsere klassischen Gottesdienste im Dom, aber es gibt auch besondere Gottesdienste zu besonderen Anlässen mit besonderen Gruppen, die eingeladen werden. Anfang Januar ist das traditionell die Einladung an alle Jecken in Köln und darüber hinaus. Mit dem Festkomitee Kölner Karneval wird ein Wortgottesdienst mit unserem Erzbischof Kardinal Woelki zur offiziellen Eröffnung der Session am Tag vor der Proklamation veranstaltet. Das Dreigestirn wird schon da sein, aber nicht im Ornat. In einem ökumenischen Gottesdienst erbitten wir den Segen, dass es harmonische und vor allem fröhliche, friedliche und unfallfreie Karnevalswochen werden.
DOMRADIO.DE: Karneval ist das eine, was in dieser Stadt viel Bedeutung hat, aber dann ist da auch noch der Fußball. Wir haben ja so einen tollen Verein in der Zweiten Liga.
Kleine: Ja, bei dem Verein muss man immer flexibel sein. Aber ich hoffe natürlich, dass wir in diesem Jahr erstklassig werden. Seit einigen Jahren gibt es einen Gottesdienst am Tag des ersten Heimspiels unseres 1. FC Köln im Kölner Dom, wo alle Fans eingeladen werden, auch die des gegnerischen Vereins. Da geht es nicht darum, dass wir um den Sieg des FCs bitten, sondern wir beten und bitten darum, dass es um Fairness, Respekt und ein friedliches Miteinander geht. Den Termin haben wir noch nicht, weil wir noch nicht die Termine der Ersten Bundesliga haben – und auch noch nicht den Aufstieg. Aber der kommt ganz bestimmt.
DOMRADIO.DE: Und es wird den Kindermarathon geben. Was ist das?
Kleine: Das ist das dritte große Event: der Marathonlauf, der immer im Oktober stattfindet. Im vergangenen Jahr hatten wir erstmals auch einen Kinderlauf, der um den Dom herum führte. Das ist eine wunderbare Strecke, einige hundert Meter – vom Roncalliplatz einmal um den Dom herumlaufen. Vor dem Lauf gab es einen Gottesdienst, zu dem wir die kleinen Läuferinnen und Läufer eingeladen haben.
Der Marathonlauf ist eine Sportart, wo es darum geht, dass man selber eine gute Leistung bringt. Aber ich habe dann noch einmal deutlich gemacht, eigentlich geht es darum, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Denn alleine laufen macht auch keinen Spaß. Das Thema Gemeinschaft werden wir auch in diesem Jahr vor dem großen Marathonlauf im Gottesdienst besprechen. Und dann gebe ich den Startschuss zum Lauf.
DOMRADIO.DE: Sie sind der Domdechant und auch der Stadtdechant in Köln. Was wird denn in diesem Jahr in der Stadt Köln wichtig sein?
Kleine: Es gibt einige Dinge im interreligiösen Dialog zu tun. Wir erinnern uns an die Einweihung der DITIB-Zentralmoschee. Da ist von der DITIB einiges Porzellan zerschlagen worden. Da muss man schauen, wie kann man als Stadtgesellschaft und als Religion in dieser Stadt gemeinsam arbeiten.
In der Ökumene sehe ich viel Positives, was wir in ökumenischen Gottesdiensten für das kommende Jahr geplant haben. Und gesellschaftspolitisch steht die Europawahl an. Und ich glaube, da ist es wichtig, dass wir Haltung zeigen. Der Erzbischof hat in seiner Silvesterpredigt gesagt, dass wir für Europa und nicht für einen Nationalismus einstehen sollen. In Köln gibt es eine Bewegung, die unter dem Motto "Haltung zeigen" im letzten Jahr für Respekt und Solidarität gegen Ausgrenzung demonstriert hat. Und das werden wir fortsetzen müssen. Denn wer weiß, was uns im Europawahlkampf von der einen oder anderen Seite erwartet.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.