Papst Franziskus hat am Sonntag auf dem Petersplatz gemeinsam mit zwei Kindern Luftballons steigen lassen – als Zeichen für den Frieden. Die Ballons in den Vatikanfarben Weiß und Gelb blieben zunächst am Fenster des apostolischen Palastes hängen. Ein Mitarbeiter befreite sie später mit einem Stock.
Ein Mädchen neben Franziskus hatte zuvor eine Botschaft des katholischen Laienverbands Azione Cattolica an den Papst verlesen. "Es scheint, dass Du nie müde wirst, und so werden auch wir nie müde werden, allen zu sagen, dass wir Frieden wollen", hieß es darin. Der Verband feiert dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen.
Papst fordert Hilfe für Jemen
Kurz vor seiner Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate wies Papst Franziskus in Rom noch auf die humanitäre Not im Jemen hin. Er verfolge die Lage mit "großer Sorge", sagte er nach seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. "Die Bevölkerung ist ausgelaugt vom langen Konflikt und sehr viele Kinder leiden Hunger, aber es ist nicht möglich, an Lebensmittelvorräte zu gelangen", so Franziskus.
Er rief alle Beteiligten sowie die internationale Gemeinschaft auf, dringend auf die Einhaltung erzielter Abkommen zu pochen, die Lebensmittelverteilung zu garantieren und sich für das Wohl der Bevölkerung einzusetzen. "Ich lade alle ein, für unsere Brüder im Jemen zu beten», so Franziskus. «Beten wir stark, es sind Kinder, die Hunger und Durst haben, keine Medizin. Sie sind in Lebensgefahr."
Premiere für die Kirche in Arabien
Der Papst wird am Sonntagabend zu einem bis Dienstag dauernden Besuch in Abu Dhabi erwartet. Es ist der erste Besuch eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel. Höhepunkte der Reise sind ein interreligiöses Treffen mit internationalen Vertretern verschiedener Religionen und eine Messe im Stadion von Abu Dhabi, zu der bis zu 130.000 Menschen erwartet werden.
Beobachter gehen davon aus, dass hinter verschlossenen Türen auch die Krise im Jemen thematisiert wird. Ob Franziskus den Jemen-Krieg, an dem auch die Emirate beteiligt sind, in einer Ansprache erwähnen wird, ist nach Aussage von Vatikansprecher Alessandro Gisotti indes unsicher.
Jemen ist dem Papst wichtig
Zuletzt hatte das Kirchenoberhaupt in seiner Weihnachtsansprache zum Segen "Urbi et orbi" ein Ende der Gewalt und des Leides im Jemen gefordert. Die Haltung des Papstes in dieser Frage sei klar und bekannt, so Gisotti. Seit einigen Wochen gibt es im Jemen einen brüchigen Waffenstillstand; dennoch herrscht in dem Land nach UN-Angaben die derzeit schlimmste humanitäre Krise weltweit.
Am Samstag hatte sich Kurienkardinal Fernando Filoni in einem Interview besorgt über die Situation der Christen im Jemen geäußert. Vier Kirchen seien derzeit geschlossen, Christen seien dort momentan kaum präsent.
Papst würdigt Engagement für Lebensschutz
In Rom würdigte der Papst am Sonntag zudem noch einmal das Engagement der katholischen Kirche in Sachen Lebensschutz. Konkreter Einsatz für Geburten sei immer dinglicher, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag nach seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Er verwies zudem auf die Bedeutung der Familie für die Gesellschaft.
Bereits am Vortag hatte sich Franziskus gegen Abtreibung ausgesprochen, als er eine Delegation der italienischen "Bewegung für das Leben" im Vatikan empfing. Eine Gruppe des Verbands lokaler und überregionaler Lebensschutzorganisationen nahm auch am Angelus diesen Sonntag teil. Anlass war der "Tag für das Leben", den die italienischen Bischöfe vor 41 Jahren eingeführt hatten.
"Es braucht mutige Christen"
Zudem hat der Papst von Christen ein mutiges Zeugnis ihres Glaubens gefordert. Die Welt brauche Menschen, die "mutig und hartnäckig auf die christliche Berufung antworten", sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Christen müssten vorurteilsfrei allen dienen: "Kurz gesagt: Menschen sein, die sich öffnen, um in sich selbst den Willen des Herrn aufzunehmen, und sich einsetzen, diesen treu anderen gegenüber zu bezeugen."
Es gehe darum, dem "Antrieb" des Heiligen Geistes zu folgen, "der dazu treibt, Armen und Ausgegrenzten Hoffnung und Rettung zu verkünden", erläuterte Franziskus. Anhand des Tagesevangeliums (Lk 4, 21-30) verdeutlichte er, dass es um eine "Logik des Glaubens und nicht der Wundertätigkeit" gehe.