Sein Flugzeug landete um 22 Uhr (19 Uhr MEZ) auf dem Präsidentenflughafen in Abu Dhabi. Dort begrüßten Kronprinz Muhammad bin Zayed Al Nahyan und das Oberhaupt der sunnitischen Muslime, Großscheich Ahmad al-Tayyeb, das Kirchenoberhaupt. Die formelle Begrüßung durch den Kronprinzen erfolgt am Montagmittag (Ortszeit) im Präsidentenpalast.
Franziskus' 27. Auslandsreise steht im Zeichen des interreligiösen Dialogs. Seine zentrale Rede hält der Papst am Montag bei einer interreligiösen Konferenz. Zuvor trifft er sich mit einem Rat islamischer Ältester und Gelehrter zu einem privaten Gespräch. Am Dienstag will der 82-Jährige im größten Stadion des Landes mit rund 135.000 katholischen Gläubigen eine Messe feiern.
"Die Bevölkerung ist ausgelaugt"
Kurz vor Beginn seiner Reise hatte der Papst auf die humanitäre Notlage im Jemen hingewiesen. Er verfolge die Lage mit "großer Sorge", sagte er nach seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. "Die Bevölkerung ist ausgelaugt vom langen Konflikt und sehr viele Kinder leiden Hunger, aber es ist nicht möglich, an Lebensmittelvorräte zu gelangen", so Franziskus.
Beobachter gehen davon aus, dass die Jemen-Krise auch während des Besuchs in Abu Dhabi eine Rolle spielen wird. Die Emirate sind Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz im jemenitischen Bürgerkrieg. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte Franziskus am Sonntag auf, dieses Thema anzusprechen. Er solle auf die schweren Menschenrechtsverstöße im Jemen aufmerksam machen, für die auch die Truppen der Emirate verantwortlich seien.
"Botschaft an den ganzen Nahen Osten"
Kurienkardinal Fernando Filoni bezeichnete die Papstreise am Wochenende indes als eine "Botschaft an den ganzen Nahen Osten, eine immer stärkere Kultur der Begegnung zu fördern". Dies könne überall dort für Impulse sorgen, wo Christen und Muslime zusammenlebten, sagte der Leiter der Vatikan-Behörde für Neuevangelisierung der italienischen Tageszeitung "Avvenire". Die Emirate seien der Kirche wohlgesinnt: "Die Toleranz ermöglicht ein natürliches und ruhiges Ausüben der seelsorglichen Aktivitäten." Freie Ausübung der eigenen Religion werde gewährt, Seelsorge für Muslime oder Mission sei jedoch verboten.
Zum Apostolischen Vikariat Südliches Arabien zählen rund 2,5 Millionen Katholiken. Die meisten sind Arbeitsmigranten aus Asien, die etwa in der Ölindustrie oder als Hausangestellte beschäftigt sind.