"In Brüssel mangelt es an Emotionalität", sagte Hollerich am Montagabend in Hamburg. Vielen Bürgern erschließe sich die Sinnhaftigkeit europäischer Regelungen nicht, obwohl sie großen Fortschritt brächten, so der Erzbischof weiter.
So diene etwa die Datenschutzgrundverordnung dem Wohl der Menschen. Doch die Verantwortlichen hätten versäumt, das zu vermitteln. Es brauche wieder Politiker mit Führungskraft.
"Europäisches Friedensprojekt in Gefahr"
Angesichts von wachsendem Populismus rief der Erzbischof zur Beteiligung an der bevorstehenden Europawahl auf. "Wenn die eurokritischen Kräfte die Mehrheit gewinnen, gerät das europäische Friedensprojekt in Gefahr." Auch die Kirche müsse ihren Beitrag leisten, statt innerkirchliche Konflikte auszutragen; sie müsse "wieder sinnstiftend werden".
Hollerich äußerte sich bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie Hamburg. Unter dem Titel "Welche Zukunft hat Europa?" diskutierte er mit dem Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke.
Kirche als Plattform für Dialog
Gniffke bezeichnete die rasanten Veränderungen durch Globalisierung und Digitalisierung als einen perfekten Nährboden für Populismus.
Europa müsse "auf die Sorgen und Ängste der Menschen reagieren". Es brauche ein Europa, das "den Leuten das Herz wärmt und ihnen die Angst nimmt". Die Kirche könne eine gute Plattform bieten, um den Dialog nicht abreißen zu lassen, so Gniffke.