"Wenn eine Vereinbarung zur Rüstungsbegrenzung, die seit 30 Jahren zwischen den beiden größten Atommächten besteht, heute infrage gestellt und aufgekündigt wird, ist das ein begründeter Anlass zu großer Sorge", sagte Overbeck in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift "Kompass" der Katholischen Militärseelsorge. Zugleich warnte er vor einem neuen atomaren Wettrüsten.
Wenn es bei den nuklearen Mittelstreckenraketen zu einer Aufrüstungsspirale kommen sollte, würden die meisten dieser Systeme wahrscheinlich in Europa stationiert, betonte der Essener Bischof. Darüber hinaus wären andere Rüstungskontrollabkommen gefährdet.
Verbindliche Strategie nötig
Stattdessen sei es "dringend geboten, politische Perspektiven für eine globale und verbindliche Abrüstungsstrategie zu erarbeiten". Als Schlüssel zu einer erfolgreichen Sicherheitspolitik nannte Overbeck multilaterale Bündnisse, "die eine globale Abrüstungspolitik forcieren".
Vor allem die Europäische Union könne als ein solches Bündnis aber nur dann glaubwürdig auftreten, "wenn nationale Eigeninteressen nicht die abrüstungspolitische Agenda bestimmen". Deutsche Politik könne auf diesem Gebiet "Vorbildliches leisten".
Kirche muss sich einbringen
In dieser Frage müsse auch die Kirche in einem "konstruktiven und sachlichen Dialog" ihre Sicht eines gerechten Friedens einbringen. Überdies setzten sich viele Christinnen und Christen durch zivilgesellschaftliches Engagement für den Frieden ein. "Die Verantwortung für die Entscheidungen jedoch liegt am Ende bei der Politik", betonte Overbeck.
Das Interview wird in der März-Ausgabe von "Kompass" veröffentlicht.