So zitiert die französische Zeitung "La Croix" am Donnerstag in Paris Erzbischof Georges Pontier. Die Diözesen seien zwar nah am Geschehen, doch eine objektive Bewertung könnte durch das Engagement vor Ort auch behindert werden, so Pontier.
Treffen mit Missbrauchsopfern
Pontier, Erzbischof von Marseille, hatte sich am Dienstag mit Missbrauchsopfern aus Frankreich getroffen. Sie hatten über zehn Empfehlungen abgegeben, was die Kirche in Frankreich ändern könne, um gegen Missbrauch vorzugehen. Pontier teilte am Mittwoch in Paris mit, er wolle beim weltweiten Anti-Missbrauchsgipfel kommende Woche im Vatikan zwei Vorschläge präsentieren. Zum einen das spezielle Kirchengericht für Missbrauchsfälle auf Ebene der Provinz, zum anderen eine neue Archivierungskultur.
Jahrelang habe man sich in der Kirche nicht mit den Diözesanarchiven beschäftigt, so Pontier. "Wir haben die Archive verwahrlosen lassen." Er füge mittlerweile Dossiers immer ein paar Notizen hinzu, wenn er einen Priester getroffen habe.
Vernichtete Dokumente
Derzeit werden in Frankreich zehn Jahre nach dem Tod eines Priesters alle Dokumente über ihn vernichtet. Pontier sieht das kritisch und unterstreicht die Bedeutung "menschlicher Archive". "Unsere Papierarchive können versagen", sagte er. Es sei notwendig, die Menschen zu besuchen, die noch eine Erinnerung an bestimmte Ereignisse hätten wie emeritierte Bischöfe oder ehemalige Generalvikare.
Die Französische Bischofskonferenz warnte vor zu hohen Erwartungen an den Vatikan-Gipfel. Er sei eine Etappe auf einem "langen Weg" und könne nicht allein alle Probleme der Kirche lösen, heißt es. Pontier sagte indes, er erwarte einen "Moment der Wahrheit" kommende Woche im Vatikan. Der Anti-Missbrauchsgipfel findet vom 21. bis 24. Februar statt.