Venezuela wird zum Pulverfass

Schwere Vorwürfe gegen Maduro

Venezuelas Opposition wollte mit humanitären Hilfslieferungen die Loyalität der Militärs brechen. Doch am Ende gibt es nur Tote, Verletzte und einen ausgebrannten Hilfskonvoi. Schwere Vorwürfe erhebt der venezolanische Erzbischof Ulises Gutierrez.

Autor/in:
Tobias Käufer
Krise in Venezuela / © Ruben Sevilla (dpa)
Krise in Venezuela / © Ruben Sevilla ( dpa )

Die Bilder gehen wieder einmal um die Welt: Brennende Lastwagen, auf denen Hilfsgüter in Flammen aufgehen. Schwer verletzte Demonstranten, Tränengas und Schüsse. Ein linker Präsident Nicolas Maduro, der seinen Machtanspruch in Caracas ins Mikrofon brüllt und wenig später mit seiner Frau auf der Bühne tanzt, während an der Grenze Menschen sterben.

Vorwürfe gegen Maduro

Für den venezolanischen Erzbischof Ulises Gutierrez aus Ciudad Bolivar war das alles zu viel. Im Kurznachrichtendienst Twitter erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Regierung Maduro. "Die heute begangenen Verbrechen, die Ermordung von Menschen an den Grenzen von Brasilien und Kolumbien und die Zerstörung der humanitären Hilfe zieht ein anderes Szenario mit sich, das schwerwiegende Konsequenzen für das Regime mitbringen wird. Genug jetzt."

Der Transport der von der venezolanischen Regierung organisierten humanitären Hilfslieferungen aus Kolumbien nach Venezuela ist gescheitert. Keiner der acht Lastwagen, die am Samstag die Grenzbrücken zwischen der kolumbianischen Stadt Cucuta und der venezolanischen Grenze passieren sollten, hat sein Ziel erreicht.

Zwei Transporter gingen in Flammen auf, andere wurden aus Sicherheitsgründen wieder zurückgefahren. Vertreter von Regierung und Opposition werfen sich gegenseitig vor, für das Feuer auf einer Grenzbrücke verantwortlich zu sein, bei denen Hilfslieferungen verbrannten.

Dramatische Szenen an der Grenze

Insgesamt soll es laut lokalen Medienberichten im ganzen Land fünf Tote sowie Dutzende Verletzte und Verhaftungen gegeben haben. An der Grenze spielten sich dramatische Szenen ab. Venezolaner, die zuvor geplant hatten, den Hilfskonvoi als menschliche Schutzschilde zu begleiten, wurden an der Grenze beschossen. Ein paar Dutzend Menschen bewarfen die venezolanischen Grenzbeamten daraufhin mit Steinen. Die reagierten mit Tränengas und offenbar in einigen Gegenden auch mit Maschinengewehren.

Damit ist der Plan von Interimspräsident Juan Guaido gescheitert, mit dem symbolischen Hilfstransport die Loyalität der venezolanischen Militärs zur linksnationalistischen Regierung Maduro auszuhebeln. Von der Armee hat er keine Unterstützung zu erwarten. 

Guaido trifft sich mit Pence

Für diesen Montag hat Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaido in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota ein Treffen mit dem amerikanischen Staatenverbund "Gruppe von Lima" sowie US-Vizepräsident Mike Pence vereinbart, um weitere Schritte zu besprechen.

Die US-Regierung kündigte weitere Maßnahmen gegen Venezuelas linksgerichteten Präsidenten Maduro an. Der hatte zuvor die Grenzen schließen lassen, um die Hilfslieferungen zu blockieren. Dabei setzte die venezolanische Armee laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International auch Maschinengewehre gegen die Demonstranten ein. Das kommunistisch regierte Kuba zeigte sich dagegen solidarisch mit der venezolanischen Regierung. Venezuela brach unterdessen die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien ab. Bogota ließ wegen der Infrastrukturschäden die Grenzübergänge nach Venezuela zumindest für zwei weitere Tage schließen. 

Venezuela wird seit gut einem Monat von einem Machtkampf zwischen dem linksgerichteten Präsidenten Maduro und dem konservativen Interims-Präsidenten Guaido erschüttert. Die rechtsgerichtete Opposition erkennt wegen des umstrittenen Wahlsieges Maduros ohne aussichtsreiche Oppositions-Kandidaten dessen zweite Amtszeit nicht an, die am 10. Januar begann. Parlamentspräsident Guaido erklärte sich daraufhin zum Interims-Präsidenten und wurde als solcher vereidigt.

Ziel des 35-jährigen Wirtschaftsingenieurs Guaido ist es, transparente Neuwahlen unter internationaler Beobachtung ausrichten zu lassen, um die Krise zu lösen. Zahlreiche lateinamerikanische Länder wie auch die USA und Deutschland haben Guaido als Präsidenten anerkannt.


Quelle:
KNA