Der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch kritisiert die Einführung des Internationalen Frauentags am 8. März als gesetzlichen Feiertag in der Hauptstadt. "Ich habe noch nie erlebt, dass erst feststeht, dass es einen neuen staatlichen Feiertag geben wird, und man erst danach überlegt, was man an diesem Tag denn eigentlich feiern oder bedenken will", sagte Koch am Samstag im "Wort des Bischofs" im rbb.
"Gegen die Bevölkerung entschieden"
Zugleich kritisierte Koch, dass die Meinung der Bevölkerung zur Wahl des neuen Feiertags nicht berücksichtigt worden sei. Die meisten Berliner hätten sich in Umfragen "für das Reformationsfest oder den 9. November mit seinen so bedeutsamen und für uns alle wichtigen Erinnerungsinhalten" als zusätzlichen Feiertag ausgesprochen. Dies habe das rot-rot-grüne Regierungsbündnis aber nicht umstimmen können:
"So viel Basisdemokratie scheint wohl doch nicht gefragt, wenn sie gegen das eigene Wählerpotenzial steht."
Dass es kein christlich begründeter Feiertag sein sollte, hätten vor allem jene Kräfte "energisch postuliert, die unbedingt einen nicht-religiösen Feiertag forderten", fügte der Erzbischof hinzu.
"Einsatz für Frauen ist christliche Aufgabe"
Sich für die Freiheit von Frauen einzusetzen, sei eine wichtige politische und gesellschaftliche Aufgabe, "zu der wir auch als Christen stehen und die auch für uns als Kirche heute kritischer Maßstab und Ansporn sein muss", betonte Koch weiter.
Das müsse aber auch für Frauen gelten, die sich für eine Lebensweise entscheiden, die der Mainstream eher als altmodisch ansehe. Die Renten etwa für Frauen, die ihre Berufslaufbahn unterbrechen, um für ihre Kinder zu sorgen, seien "eine einzige Ausbeutung und Diskriminierung".
Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte Ende Januar mit 87 zu 60 Stimmen beschlossen, den Internationalen Frauentag am 8. März in Berlin zum offiziellen Feiertag zu erklären. Am Freitag wird der Feiertag erstmals begangen. Koch wünschte zum Abschluss seines Bischofswortes allen einen "erholsamen und nachdenklichen Feiertag".